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Die „moderne Emigration“ erfolgt,
besonders seit der Öffnung vieler EU-
Arbeitsmärkte, in die westlichen Län-
der der Europäischen Union. Zum
demografischen Abwärtstrend kam
noch erschwerend hinzu, dass die Ge-
burtenraten über die Jahre stetig ab-
nahmen. Gleichzeitig ist die Lebenser-
wartung in Lettland noch recht nied-
rig. Männer werden durchschnittlich
nur 66 Jahre alt, Frauen immerhin
77 Jahre. Diese Zahlen werden aber in
der nächsten Zeit angesichts der im-
mer stabileren Verhältnisse sicher
deutlich steigen. Es gibt gleichzeitig
Grund zu der Annahme, dass Lettland
in baldiger Zukunft eine Trendwende
und damit seit langer Zeit erstmals ein
Bevölkerungswachstum herbeiführen
kann.
konnten. Doch von den Liven scheint
kaum jemand übrig zu sein, um von die-
sem Recht zu profitieren. In der ganzen
Welt gibt es vermutlich nur noch acht
livländische Muttersprachler, 40 Men-
schen beherrschen das Livländische im-
merhin als Fremdsprache und weitere 190
bezeichnen sich als Liven, obwohl sie sich
in der Sprache gar nicht unterhalten kön-
nen. Hinzu kommt, dass die meisten Liven
der älteren Generation angehören. Vor
dem endgültigen Aussterben bewahren
derzeit wohl nur Wissenschaftler das Liv-
ländische - es gibt ganze Abhandlungen
und Grammatiken dieser mit dem Estni-
schen und dem Finnischen, nicht aber mit
dem Lettischen verwandten Sprache.
Als kleinstes Volk der Welt, dem man ge-
wissermaßen beim Aussterben zusehen
kann, haben die Liven in letzter Zeit einiges
an Aufmerksamkeit erfahren. Fernsehfilme
in Skandinavien und den baltischen Län-
dern verarbeiteten die für dieses Volk dra-
matische Entwicklung. Durch das gestiege-
ne Interesse besteht nun Hoffnung auf eine
Wiederbelebung des Livenvolkes - einige
Letten haben bereits Ahnenforschung be-
trieben und ihre livländischen Wurzeln
entdeckt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass
einige von ihnen die neu erfahrene Fami-
lientradition hochhalten und Sprache sowie
Gebräuche ihrer Vorfahren kennenlernen
wollen. Ob sie sich nun als Volk wiederbe-
leben werden oder nicht: Einen europaweit
bekannten Namen besitzen die Liven auf
jeden Fall immer noch. Und ein zentraler
Punkt in Rigas historischer Altstadt wurde
erst kürzlich in „Livenplatz“ umbenannt.
Vielleicht ein gutes Omen?
Russischsprachige Minderheit
Die Russischsprachigen bilden im-
mer noch ein Drittel der Bevölkerung
Lettlands. Diese Gruppe gliedert sich
auf in 27,8 % Russen, 3,6 % Weißrus-
sen und 2,5 % Ukrainer. Die Integra-
tion gestaltete sich lange Zeit äußerst
schwierig, weil die lettische Regie-
rung zunächst mit einem harten Kurs
versuchte, alle Russen zur möglichst
schnellen Eingliederung zu zwingen.
Ohne den Nachweis von guten Let-
tisch-Sprachkenntnissen wollte man
keine lettische Staatsbürgerschaft
ausstellen.
Doch gerade ältere Russen waren
nicht willens oder in der Lage, sich um-
zustellen - schließlich waren viele von
ihnen in jungen Jahren nach Lettland
gekommen oder sogar dort geboren
Alte Holzhäuser im Stil der Liven
 
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