Travel Reference
In-Depth Information
grationspolitik.
Allein unter
Stalin
wur-
den 200.000 russische Arbeiter über-
wiegend im Nordosten Estlands ange-
siedelt. Zu den Einwanderern gehör-
ten Russen, aber auch
Ukrainer und
Weißrussen,
die heute nach Esten
und Russen die dritt- bzw. viertstärkste
Bevölkerungsgruppe Estlands bilden.
Anders verhält es sich mit den
alt-
gläubigen Russen,
die am Ufer des
Peipus-Sees
ansässig sind. Die Alt-
gläubigen kamen bereits im 18. Jh. vor
allem aus der Gegend um Nowgorod
an die Westküste des Peipus-Sees, wo
sie der Verfolgung im eigenen Land
entgingen und friedliche Plätze zum
Leben fanden. Seither bewohnt diese
Bevölkerungsgruppe das ganze Ufer
des Peipus-Sees und Narva-Flusses,
von den Dörfern Gorodenka und Ku-
ningaküla im Norden bis an die Ufer
des Seto-Landes im Süden. Im Gegen-
satz zu den neu zugezogenen Russen
gehören die Altgläubigen nicht der
russisch-orthodoxen Kirche an.
Zwar wurden die Altgläubigen nicht
wie die Deutschen und Schweden im
Zweiten Weltkrieg vertrieben, doch
modernere Zeiten haben nicht viel
Gutes für diese Bevölkerungsgruppe
gebracht.
Arbeitslosigkeit
zwingt die
Jugend, ins Landesinnere umzusie-
deln, wo die moderne Medienwelt
und sonstige kulturelle Konkurrenz ei-
ne ständige Bedrohung für das Fort-
leben der russisch-altgläubigen Kultur
darstellt. Mittlerweile sind aber erfolg-
reiche Gegenmaßnahmen ergriffen
worden, so wurde ein Heimatmuseum
eröffnet und ein Restaurant mit ört-
lichen Spezialitäten, deren Hauptbe-
standteile vor allem Zwiebeln und
Fisch sind. Derartige Aktivitäten, so
das Ministerium für Bevölkerung, wer-
den vom estnischen Staat gefördert
und zum Teil auch finanziell unter-
stützt.
Bis heute leben nahezu
350.000
Russen
in Estland, mehr als ein Viertel
der Gesamtbevölkerung. In bestimm-
ten Teilen des Landes, etwa im nord-
östlichen Landkreis Ida-Virumaa, sind
die Esten gar eine Minderheit. Auf
rund 124.000 Russen kommen dort
nur ca. 35.000 Esten, vorherrschende
Sprache im Alltag ist nach wie vor Rus-
sisch. Natürlich birgt dies Spannungs-
potenzial. Mittlerweile geht aber die
Integration
erfolgreich voran, nicht
zuletzt durch die vielen Projekte der
1998 eigens dazu gegründeten estni-
schen Integrationsstiftung. Diese un-
terstützt Lehrerfortbildungsprogram-
me, Jugendinitiativen und private Or-
ganisationen, die der estnisch-russi-
schen Verständigung und der Integra-
tion dienen. Russische Schulen sind
genau so erlaubt wie russische Me-
dien und Gruppierungen.
Religion
Vom 16. Jh. bis zum Zweiten Welt-
krieg spielte die
evangelisch-lutheri-
sche Kirche
in Estland eine bedeuten-
de Rolle. Während bis zur Sowjetzeit,
in der öffentliche religiöse Aktivitäten
und Bekundungen untersagt wurden,
der überwiegende Teil der Esten dem
protestantischen Glauben anhing, ist
heutzutage die Mehrheit der Bevölke-
rung
konfessionslos.
Weniger als ein
Drittel ist Mitglied einer christlichen