Travel Reference
In-Depth Information
zwischen dem aufkeimenden Frei-
heitswillen der baltischen Völker und
progressiven politischen Ideen einer-
seits und der repressiven und reaktio-
nären Politik der russischen Zaren so-
wie Teilen des baltischen Adels ande-
rerseits. 1831 erlangten Aufständische
die Kontrolle über weite Teile Litauens
und verlangten einen Anschluss an Po-
len oder einen eigenen Staat. Nach
der Niederschlagung des Aufstands
wurden stattdessen die letzten Freihei-
ten genommen.
Ende der 1830er Jahre brachen un-
ter den Bauern in Estland und Livland
Unruhen aus, da sich ihre Lage trotz
der Bauernbefreiung noch nicht ge-
bessert hatte. 1863 spitzte sich die La-
ge weiter zu, als in Litauen ein erneu-
ter, großer Aufstand ausbrach, der so-
wohl soziale als auch nationalistische
Motive hatte. Nachdem auch dieser
niedergeschlagen war, griff die Zen-
tralmacht zu den altbekannten Mitteln:
Die Repressalien wurden weiter ver-
schärft. So wurde in Litauen das latei-
nische Alphabet verboten, in Lettgal-
len durften keine lettischen Schriften
mehr gedruckt werden, 1867 wurde
Russisch einzige Amtssprache im Bal-
tikum. Verschiedene Verwaltungsre-
formen beendeten den Sonderstatus
der Ostseeprovinzen endgültig.
Die Deutschbalten
Die Deutschsprachigen, einst in der
Mehrheit in vielen Städten des Baltikums,
wurden im Laufe des 19. Jh. und dann bis
1918 „von der Oberschicht zur Minder-
heit“, wie es Historiker formuliert haben.
Sie wurden nun Deutschbalten oder Bal-
ten genannt und bezeichneten sich bald
auch selbst auf diese Weise. Zu Zeiten
der Unabhängigkeit vom Ende des Ersten
Weltkriegs bis 1940 wurden sie als Deut-
sche - oft auch offiziell mit deutschem
Pass - akzeptiert und toleriert, hatten
aber ihren besonderen Einfluss auf das
Geschehen im Lande verloren. Im Zwei-
ten Weltkrieg wanderten sie ins Deut-
sche Reich aus oder wurden als Soldaten
in die Wehrmacht eingezogen.
Bis heute gibt es Vereinigungen, Zei-
tungen und Treffen der Baltendeutschen,
in denen die Erinnerung an die Heimat
hochgehalten wird. Viele dieser Men-
schen besuchen heute die baltischen
Länder auf den Spuren ihrer eigenen Ge-
schichte oder der Jugend ihrer Eltern und
Großeltern. Einige kehrten auch zurück
und wohnen heute dort. Der bekannte
baltendeutsche Schriftsteller Werner Ber-
gengruen verewigte mit seinen Erzählun-
gen „Von Baltischer Reiselust“ und ande-
ren Büchern die Geschichte dieser Volks-
gruppe.
dieser neuen Freiheit profitierten, aber
ein Anfang war gemacht. Schließlich
wurde die Leibeigenschaft in Russ-
land, Litauen und dem lettischen Lett-
gallen (lett. Latgale) erst 1861 aufge-
hoben.
Russifizierung
Doch es sollte noch schlimmer kom-
men, denn nach der Ermordung Ale-
xanders II. steuerte sein Nachfolger,
Alexander III., einen reaktionären Kurs.
Die Russifizierung erfasste nun alle ge-
sellschaftlichen Bereiche, von Russisch
Aufstände und
Nationalbewusstsein
Die folgenden Jahrzehnte waren ge-
prägt von wachsenden Spannungen
 
Search WWH ::




Custom Search