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Das Baltikum im 18. Jh.
deutende
Barockbauten,
in Tallinn
ließ
Peter I., der Große,
das Schloss Ka-
driorg errichten - schließlich waren
die italienischen Baumeister noch in
der Gegend, nachdem er 1703 St. Pe-
tersburg gegründet hatte. 1739 er-
schien die Bibel in estnischer Sprache,
nachdem die lettische Übersetzung
bereits 50 Jahre früher erschienen war.
Neue religiöse Ideen brachte die pie-
tistische Bewegung der
Herrnhuter
Brüdergemeine
ins nördliche Balti-
kum. In der zweiten Hälfte des Jahr-
hunderts erhielt das Geistesleben
neue Impulse durch die Ideen der
Auf-
klärung.
Eine Folge war die Hinwen-
dung von Pastoren und anderen Ge-
bildeten, unter ihnen
Johann Gottfried
Herder
in Riga, zur Volkskultur der ein-
heimischen Bevölkerung.
Zarenherrschaft
Mit dem
Frieden von Nystad
geriet
1721 das Baltikum unter russische
Herrschaft. Allerdings gelang es der
lokalen (vorwiegend deutschen) Aris-
tokratie, ihre Autonomierechte zu ver-
teidigen. Die „Ostseeprovinzen“ des
Zarenreiches behielten während der
meisten Zeit ihre Sonderrolle - ein-
schließlich der
deutschen Amtsspra-
che
und des protestantischen Be-
kenntnisses. Ein Versuch der Kaiserin
Katharina II., der Großen,
die balti-
schen Provinzen durch Verwaltungsre-
formen stärker in das russische Reich
einzugliedern, wurde von ihren Nach-
folgern rückgängig gemacht.
Mit der russischen Herrschaft über
Litauen endete auch die gemeinsame
staatliche Geschichte Polen-Litauens.
Hier waren auch die Eingriffe durch
die russische Oberhoheit stärker und
das Polnische wurde vom
Russischen
als Amtssprache abgelöst.
Von den Napoleonischen Krie-
gen bis zum Ersten Weltkrieg
Aufhebung der Leibeigenschaft
Auch das 19. Jh. begann kriegerisch.
Napoleon
griff 1812 Russland an und
besetzte im Zuge dessen
Vilnius,
spä-
ter auch
Riga und Kurland,
was in
den betroffenen Gebieten zu erhebli-
chen Schäden führte. Obwohl die libe-
rale Politik
Alexanders I.
nach dem Sieg
über
Napoleon
ein Ende hatte und
sich das innenpolitische Klima in Russ-
land verschärfte, wurden in Estland
1816 und danach auch in Kurland und
Livland Gesetze zur Aufhebung der
Leibeigenschaft erlassen. Damit einher
gingen erweiterte
Selbstverwaltungs-
möglichkeiten.
Tatsächlich dauerte es
noch Jahrzehnte, bis die Bauern von
Kulturelle Entwicklung
Die gesellschaftliche Entwicklung
der baltischen Länder im 18. Jh. ist ge-
prägt vom endgültigen Absinken der
bäuerlichen, einheimischen Bevölke-
rung in die
Leibeigenschaft
und einer
konservativen Grundhaltung, die eine
dynamische Entwicklung erschwerte.
So behielten die mittelalterlichen Hand-
werksgilden im Baltikum ihren Einfluss
länger als in Mitteleuropa. Doch nahm
das Baltikum teil an den größeren Ent-
wicklungen der europäischen Gesell-
schaften. In Litauen entstanden be-