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Die Hanse - ein internationales Städtebündnis
Die Hanse - ein Begriff, mit dem man noch
heute viel assoziiert: mächtige Städte, reger
Handel und voll beladene Schiffe, die mit
gespannten Segeln Waren über die Ost-
und Nordsee, über Flüsse und Seen trans-
portierten, reiche Kaufleute und volle Kas-
sen. Noch heute tragen viele Städte - etwa
Hamburg - den Begriff Hanse im Namen
und verweisen damit stolz auf jenes Bünd-
nis, das über Jahrhunderte die wirtschaft-
lichen Geschicke des Ostseeraums präg-
ten. Doch wie genau ist sie entstanden, ge-
diehen und schließlich zugrunde gegan-
gen, diese europäische Wirtschaftsge-
meinschaft des Mittelalters?
Die „Deutsche Hanse“ war das erfolg-
reichste Städtebündnis des Mittelalters. Zur
Blütezeit gehörten ihm rund 70 Städte an,
bis zu 200 weitere standen mit der Hanse
im Austausch. In Estland waren Reval (Tal-
linn), Dorpat (Tartu), Fellin (Viljandi) und
Pernau (Pärnu) dabei, in Lettland Riga,
Wolmar (Valmiera), Lemsal (Limba
den Fernhandel des nördlichen Europa, sie
versorgten West- und Mitteleuropa mit Wa-
ren wie Pelzen, Wachs, Getreide, Fisch,
Flachs, Hanf, Holz oder Teer und erhielten
im Gegenzug aus dem Westen und Süden
Tuche, Metallwaren, Waffen oder Gewür-
ze, die sie wiederum nach Nordeuropa
brachten. Vor allem aber lieferten sie das
dringend benötigte Salz nach Norden und
Osten.
Zu verstehen ist der Erfolg der Hanse,
aber auch ihr Niedergang Mitte des 17. Jh.,
nur vor dem historischen Hintergrund. Das
Spätmittelalter war eine von bedeutenden
Veränderungen geprägte Zeit. Das rapide
Bevölkerungswachstum, die Zunahme von
Handel und Verkehr und die Entstehung
von Städten prägten die wirtschaftliche und
politische Ordnung. Größere Städte ver-
suchten, durch gezielte Städtebundpolitik
ihre wirtschaftlichen Interessen abzusi-
chern, und bauten einen Fernhandel auf.
Hatten sich anfangs verschiedene Grup-
pen von Kaufleuten zusammengeschlos-
sen, entstand ab Mitte des 14. Jh., nach-
dem der Deutsche Ritterorden das Balti-
kum unter seine Herrschaft gebracht hatte
und dort neue Städte wie Riga entstanden
waren, die sogenannte Städtehanse, die al-
le zwei Jahre eine Hauptversammlung ab-
hielt - den Hansetag. Ab 1356 galt er als
oberste Instanz der Gemeinschaft und war
die einzige hansische Institution im eigentli-
chen Sinne.
Natürlich war der wachsende Einfluss
der Hanse den Stadtherren ein Dorn im
Auge, dehalb kam es auch zu kriegeri-
i),
Wenden ( C™sis), Windau ( Ventspils) und
Goldingen ( Kuld¦ga) . Hansische Niederlas-
sungen in Litauen waren Wilna (Vilnius)
und Kaunas. Die Geschäfte der Gemein-
schaft wurden von Lübeck aus geführt, Nie-
derlassungen in anderen Ländern, soge-
nannte Kontore, entstanden im Laufe der
Zeit in London, Brügge, Bergen und Now-
gorod.
Angesiedelt im Nordsee- und Ostsee-
raum, erschlossen sich die Mitglieder der
Hanse einen wirtschaftlichen Einflussbe-
reich, der im 16. Jh. von Portugal bis Russ-
land und von den skandinavischen Ländern
bis nach Italien reichte. In ihrer Blütezeit
war die Hanse so mächtig, dass sie zur
Durchsetzung ihrer wirtschaftlichen Inter-
essen Wirtschaftsblockaden verhängte und
sogar Kriege führte.
Vom 13. bis in die Mitte des 15. Jh. be-
herrschten die Hansekaufleute weitgehend
ž
Die heutigen Hansetage sind Mittel-
alterfeste, bei denen die Aussteller
altes Handwerk vorführen
 
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