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„Ich war mit Freunden in einer Kneipe, als sich plötzlich das Gerücht verbreitete,
dass die Mauer geöffnet wurde. Das wollten wir nicht versäumen, also fuhren wir
mit der S-Bahn zur Warschauer Straße und liefen herunter zur Oberbaumbrücke.
Als wir dort kurz vor Mitternacht ankamen, herrschte absolutes Chaos. Menschen-
massen drängten sich vor dem Stahltor neben dem Grenzkontrollhäuschen. Plötz-
lich öffnete sich das Tor, und da ich gerade davor stand, war ich der Erste, der
durchging. Andere drängten hinter mir und von der anderen Seite kamen die West-
berliner. Die Euphorie, die auf der Brücke herrschte, ist kaum beschreibbar. Jeder
umarmte jeden, weinte und lachte, trank Sekt aus der Flasche - es war reine, fast
hysterische Freude. Ich wusste in dem Moment, dass es das Ende der DDR war.“
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REISEN & URLAUB
Nach dem Mauerbau 1961 durften die Ostberliner wie alle Ostdeutschen nur innerhalb
der DDR und in andere Ostblockländer reisen. Die meisten Urlaubsreisen waren staat-
lich subventioniert und wurden vom Freien Deutschen Gewerkschaftsbund (FDGB)
organisiert, zu dem nahezu jeder Angestellte und Arbeiter gehörte. Wer wohin, wann
und für wie lang verreisen durfte, hing meist von Faktoren wie der Produktivität und
dem Grad des sozialen und politischen Engagements der jeweiligen Person ab. Reis-
en in den Westen wurden DDR-Bürgern, die das Rentenalter noch nicht erreicht hat-
ten, nur in Ausnahmefällen und nach strenger Überprüfung genehmigt. Wer es sich
leisten konnte, buchte eine Pauschalreise ins Ausland über das Reisebüro der DDR.
Eine zweiwöchige Urlaubsreise nach Bulgarien kostete ungefähr ein durchschnittliches
Nettoeinkommen (1500 Ostmark).
Westberlin war hingegen vollständig von Ostberlin und Ostdeutschland umgeben,
was die Bewohner witzeln ließ, dass sie, in welche Richtung sie auch gingen, immer im
Osten landeten. Die Westberliner litten jedoch nicht unter Reisebeschränkungen, kon-
nten kommen und gehen, wie sie wollten, und auch ihr Reiseziel frei wählen.
Die Stadt war mit Westdeutschland per Flugzeug, Bahn und über vier Transitstreck-
en verbunden - normale Autobahnen, die auch von den Ostdeutschen befahren wur-
den. Transitreisenden war nicht gestattet, die Autobahn zu verlassen. Grenzkontrollen
waren üblich und oft mit Schikanen und zeitraubenden Durchsuchungen verbunden.
 
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