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in der Karl-Marx-Allee, um sich die neuesten Streifen aus den staatlichen Filmstudios
der DEFA in Potsdam anzuschauen.
Die Künstler in Ostberlin wurden jedoch in ihrer künstlerischen Freiheit massiv
eingeschränkt. Liedtexte und Produktionen mussten genehmigt werden und Auftritte
wurden überwacht. Einige beliebte Pop- und Rockgruppen, wie die Puhdys, Karat,
Silly und City, reagierten auf die Zensur, indem sie Kritik hinter scheinbar harmlosen
Metaphern verbargen oder bewusst provokative Texte schrieben, deren Verbot sie
voraussetzten.
Viele Nonkonformisten erhielten Berufs- und Auftrittsverbot. Der Liedermacher
Wolf Biermann erregte großes öffentliches Aufsehen, als ihm 1976 nach einer Konzert-
tour im Westen die Rückkehr in die DDR verweigert wurde, obwohl er ein passioniert-
er, wenn auch systemkritischer Sozialist war. Als andere Künstler dagegen protestier-
ten, wurden auch sie ausgebürgert oder zur Ausreise gedrängt, darunter Biermanns
Stieftochter Nina Hagen, eine Ostberliner Schlagersängerin, die später zur Westber-
liner Punkpionierin wurde. Die Ostberliner Punkszene brachte Sandow und Feeling B
hervor, deren Mitglieder später Rammstein gründeten.
OSTALGIE
Nachwendefilme wie der Kassenhit Good Bye, Lenin! (2003) beschrieben die DDR
mit Humor und Komik. Sie schürten auch die Ostalgie (eine Zusammensetzung aus
„Ost“ und „Nostalgie“) - eine Sehnsucht nach Aspekten des DDR-Daseins, die in
den frühen 2000er-Jahren Berlin und Ostdeutschland erfasste. Plötzlich war es in,
Vita Cola zu trinken oder T-Shirts mit dem Logo der Interflug (DDR-Fluglinie)
zu tragen. Die Blechkiste Trabant erhielt Kultstatus und in Friedrichshain bot das
Hostel Ostel „DDR-Design“ an. Die Ostalgie war auch überwiegend für den Erhalt
des Ampelmännchens verantwortlich, des flotten Ostberliner Fußgängersignals.
Heute ist Ostalgie nicht mehr so angesagt, und das nicht nur, seit ein anderer Film,
Das Leben der Anderen (2006), die finstere Seite des Lebens in der DDR mit sein-
en zahllosen Stasi-Mitarbeitern offengelegt hat.
DER 9. NOVEMBER 1989
Matthias Rau ( www.matthiasrau-berlin.de ) wuchs in einem Brandenburger Dorf auf
und zog 1971 nach Ostberlin, wo er seit 1984 thematische Stadtführungen anbietet.
Hier ist sein Augenzeugenbericht von den Ereignissen am 9. November 1989:
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