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Leben in der geteilten
Stadt
45 Jahre lang war Berlin eine politische Exklave im Fadenkreuz des Kalten Kriegs,
aufgeteilt von den siegreichen Alliierten in zwei Hälften: Westberlin mit den
amerikanischen, französischen und britischen Sektoren und Ostberlin, das von den
Sowjets kontrolliert wurde. 1949 wurde Ostberlin Hauptstadt der DDR, Westber-
lin hingegen blieb Teil von Westdeutschland, wurde aber bis 1990 formal von den
Westalliierten verwaltet.
Nach dem Bau der Mauer 1961 entwickelten sich die beiden Stadthälften zu völlig ei-
genständigen Einheiten. Wie war das Leben auf der anderen Seite? Dieses Kapitel wirft
einen Blick auf einige Besonderheiten beider Gesellschaften.
EINKAUFEN & KONSUM
Westberlin hätte ohne die Subventionen der westdeutschen Regierung wirtschaftlich
nicht überleben können. Unternehmen wurden mit steuerlichen Vergünstigungen in die
Stadt gelockt, und Arbeitnehmer erhielten die sogenannte Berlinzulage, einen monat-
lichen steuerfreien Bonus von 8 % auf das Bruttogehalt eines jeden arbeitenden Ber-
liners.
Westberliner genossen die gleichen Früchte des Kapitalismus wie ihre westdeutschen
Landsleute, konnten unter einem breiten Angebot an hochwertigen Konsumgütern,
neuester Technologie und importierten Lebensmitteln wählen. Damals wie heute war
die Haupteinkaufsmeile der Kurfürstendamm und seine Verlängerung, die Tauentzien-
straße, deren Kronjuwel, das KaDeWe, keine Konsumwünsche offenließ.
In Ostberlin, mit dem Vorzeigekaufhaus Centrum am Alexanderplatz (heute Galeria
Kaufhof), war der Lebensstandard höher als im Rest der DDR. Aber obwohl Grund-
nahrungsmittel (Brot, Milch, Butter, einige Gemüsesorten) billig und reichlich
vorhanden waren, blieben feinere Lebensmittel und hochwertige Waren knapp und war-
en nur mit Beziehungen und Geduld zu erhalten. Schlangen vor den Läden waren ein
alltäglicher Anblick, und viele Waren gab es nur als „Bückware“, die versteckt gehalten
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