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DER BAROCKBOOM
Je größer Berlin wurde, desto stärker wuchs auch das Repräsentationsbedürfnis der
Herrscher, besonders im 17. und 18. Jh. Das traf vor allem auf den Großen Kurfürsten
Friedrich Wilhelm zu: Er erweiterte die Stadt systematisch mit drei neuen Wohnvier-
teln, baute eine befestigte Stadtmauer und schuf die Allee Unter den Linden.
Es war das Zeitalter des Barocks, der Architektur, Bildhauerei, Ornamentik und
Malerei zu einem einzigen „Gesamtkunstwerk“ verschmolz. In Berlin und Nord-
deutschland bewahrte er sich einen Hang zum Förmlichen und Exakten und erreichte
nie ganz den Überschwang, der sich weiter südlich breitmachte.
Der Große Kurfürst mag zwar die Grundlagen bereitet haben, aber erst unter seinem
Sohn Kurfürst Friedrich III. entwickelte sich Berlin zu einer Residenzstadt von Rang,
besonders nachdem er sich selbst 1701 zum König Friedrich I. gekrönt hatte. Zwei
bedeutende Barockbauten sind aus seiner Herrschaftszeit erhalten, beide entworfen
von Johann Arnold Nering: Schloss Charlottenburg, das Johann Friedrich Eosander
später in ein dreiflügeliges Schloss nach dem Vorbild von Versailles mit Kuppelturm
auf dem Mittelbau erweiterte, und das Zeughaus (heute Deutsches Historisches Mu-
seum) Unter den Linden. Der Innenhof des Museums mit den berühmten Masken ster-
bender Krieger erhielt während der Renovierungsarbeiten ab Ende der 1990er-Jahre
ein Glasdach. Der moderne Anbau, der nach seinem Architekten benannte I. M. Pei-
Bau, entstand ebenfalls in dieser Zeit. Die vorgesetzte transparente Wendeltreppe erin-
nert an ein Schneckenhaus. Das Ganze ist ein harmonisches Zusammenspiel von Glas,
Naturstein und Licht und ein ausgezeichnetes Beispiel für Peis verhalten postmodernen
Stil.
Anfang des 18. Jhs. entstanden zwei prachtvolle Kirchen am Gendarmenmarkt im
Zentrum der zugewanderten Hugenottengemeinde. Es waren der Deutsche Dom von
Martin Grünberg und der Französische Dom von Louis Cayart. Letzterer war der zer-
störten hugenottischen Mutterkirche in Charenton nachgebildet.
Kein König hinterließ deutlichere Spuren im Berliner Stadtbild als Friedrich der
Große. Zusammen mit seinem Jugendfreund, dem Architekten Georg Wenzeslaus von
Knobelsdorff, plante er das Forum Fridericianum, ein Kulturviertel rund um den heuti-
gen Bebelplatz im Stil des „Friderizianischen Rokoko“, der barocke und klassizistische
Elemente verband. Da die Kriege des Königs die Staatskasse geleert hatten, konnte er
seine Vision nur teilweise verwirklichen. Dazu gehörten die klassizistische Staatsop-
er Unter den Linden, die Sankt-Hedwigs-Kathedrale nach dem Vorbild des römischen
Pantheon, die verspielte Alte Königliche Bibliothek und die Humboldt-Universität, die
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