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DIE NACHWENDEZEIT
Nach der Wiedervereinigung wurde Berlin 1991 erneut zur deutschen Hauptstadt und
1999 schließlich auch zum Regierungssitz. Gigantische Bauprojekte wie der Pots-
damer Platz und das Regierungsviertel merzten die physischen Narben der Teilung
aus, verbesserten aber kaum die Finanzen und die Arbeitslosenstatistiken der Stadt. Er-
schwerend kam auch noch der Verlust der Bundessubventionen hinzu, die Berlin in den
Jahren der Teilung erhalten hatte. Über 250 000 Arbeitsplätze im Produktionsgewerbe
gingen zwischen 1991 und 2006 verloren, die meisten durch Schließung unprofitabler
Fabriken in Ostberlin. Hinzu kamen Misswirtschaft, Korruption und überhöhte Aus-
gaben der Stadt unter dem Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen, sodass die
Verschuldung des Landes schließlich auf die beeindruckende Summe von 60 Mrd. €
anstieg.
Der 2001 gewählte neue Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit reagierte darauf
mit flächendeckenden Sparmaßnahmen. Doch da die Steuereinnahmen infolge der ho-
hen Arbeitslosigkeit einbrachen und die Sozialausgaben gleichzeitig stiegen, trugen
die Maßnahmen anfangs kaum dazu bei, Berlin aus dem Armenhaus zu hieven. Die
wirtschaftliche Umstrukturierung vom Produktionsgewerbe zum Dienstleistungs-
bereich trug jedoch schließlich Früchte. Der Zuwachs an Arbeitsplätzen überschreitet
seit fast zehn Jahren den Bundesdurchschnitt. Keine deutsche Stadt kann mehr Firmen-
gründungen vorweisen als Berlin. Die Exportquote steigt ständig, ebenso die Bevölker-
ungszahl. Gesundheits-, Verkehrs- und Ökotechnologien verzeichnen sprunghafte
Zuwächse.
Auf kultureller Ebene hat sich Berlin mit seinem ungezügelten Nachtleben, einer
dynamischen Kunstszene und einer boomenden Mode- und Designindustrie zum Inbe-
griff von Coolness entwickelt - 2006 wurde die Stadt ins Unesco-Netzwerk „Creative
Cities“ aufgenommen. Um die 170 000 Menschen arbeiten im Kulturbereich, der ein-
en jährlichen Umsatz von etwa 13 Mrd. € erwirtschaftet. Ein besonders bedeutender
Teilsektor ist die Musikbranche - nahezu 10 % aller musikorientierten Unternehmen,
darunter Universal und MTV, sind in den vergangenen 20 Jahren nach Berlin gezogen.
Noch mehr Zitate
„Berlin ist arm, aber sexy.“ - Wowereit, 2004
„Berlin soll reich werden und sexy bleiben!“ - Wowereit, 2011
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