Travel Reference
In-Depth Information
herrschten wieder die Straßen. Das brisante, zunehmend polarisierte politische Klima
führte zu Konfrontationen zwischen Kommunisten und den Mitgliedern einer Partei,
die geduldig auf ihre Chance wartete: die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiter-
partei (NSDAP) mit dem gescheiterten Künstler und Unteroffizier Adolf Hitler als
Führungsfigur. Kurz darauf beherrschten Stiefel, Braunhemden, Unterdrückung und
Angst das Leben in Deutschland.
OLYMPIA UNTER DEM HAKENKREUZ
1931 sprach das Olympische Komitee die Spiele von 1936 Deutschland zu, eine
Geste, mit der das Land nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg und den turbulenten
1920er-Jahren wieder in die Staatengemeinschaft aufgenommen werden sollte.
Niemand konnte ahnen, dass nur zwei Jahre später die junge Demokratie einen
Diktator an die Spitze bringen würde, der die Welt beherrschen wollte.
Während Hitler die Spiele am 1. August im Berliner Olympiastadion eröffnete,
legten Gefangene letzte Hand am ersten Massenkonzentrationslager in Sachsen-
hausen nördlich der Stadt an. Während der berühmte Komponist Richard Strauss
auf der Eröffnungszeremonie die olympische Hymne dirigierte, flogen Kamp-
fgeschwader nach Spanien, um den Diktator Franco zu unterstützen. Nur während
die olympische Flamme loderte, wurden politische und rassische Verfolgungen aus-
gesetzt und antisemitische Schilder entfernt.
Die Olympischen Spiele waren eine wahrhaft perfekte Gelegenheit für die
Nazipropaganda, die sich selbst mit der Inszenierung öffentlicher Spektakel und
Kundgebungen übertraf. Leni Riefenstahl fing dies in ihrem Filmepos Olympia
bombastisch ein. Teilnehmer und Zuschauer waren von der choreographierten
Prachtentfaltung und der herzlichen Gastfreundschaft der Deutschen beeindruckt.
Die Tatsache, dass es die ersten Spiele waren, die international im Radio übertragen
wurden, schindete ebenfalls enormen Eindruck.
Auch in sportlicher Hinsicht waren die Spiele ein voller Erfolg. Um die 4000 Teil-
nehmer aus 49 Ländern traten in 129 Disziplinen gegeneinander an und brachen
mehrere Rekorde. Der größte Star war der afroamerikanische Leichtathlet Jesse
Owens, der vier Goldmedaillen auf 100 m und 200 m, in der 4 x 100 m Staffel und
im Weitsprung gewann. Er gewann auch die Herzen der Deutschen und widerlegte
den Naziglauben an die physische Überlegenheit der arischen Rasse. Deutsche
Juden waren hingegen von der Teilnahme ausgeschlossen - mit einer Ausnahme,
nämlich der halbjüdischen Fechterin Helene Mayer. Sie gewann eine Silber-
medaille.
Search WWH ::




Custom Search