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Bis Anfang der 1970er-Jahre war die Karl-Marx-Allee so etwas wie der „Ku'damm
des Ostens“. Hier gab es Geschäfte, Cafés, Restaurants und das glamouröse Kino Kos-
mos. Hier zu leben war mehr als nur ein Privileg: Lange Zeit hatte die Allee den
höchsten Lebensstandard in ganz Ostdeutschland. Die Luxusausstattung der Wohnun-
gen umfasste u. a. Zentralheizung, Aufzüge, gekachelte Bäder und Einbauküchen.
Auch außen durfte der Prunk nicht fehlen: Die Fassaden sind mit Meißner Porzellan
verkleidet.
Am Bau der KMA arbeitete die damalige Crème der ostdeutschen Architekten: Hart-
mann, Henselmann, Hopp, Leucht, Paulick und Souradny. Das Vorbild war Moskau,
wo Stalin damals in einer Art sozialistischen Wiedergeburt des Neoklassizismus
schwelgte. In Ostberlin orientierte man sich allerdings eher am preußischen
Großmeister Karl Friedrich Schinkel und nicht so sehr an Walter Gropius und der
quadratisch-modernistischen Ästhetik des Westens.
Die inzwischen als historisches Denkmal geschützte KMA erlebt momentan eine
bescheidene Renaissance. Neue Kneipen und Geschäfte haben der riesigen Beton-
schlucht wieder etwas Leben eingehaucht. Für Besucher ist sie jedoch vor allem als
einmaliges architektonisches Zeugnis interessant.
CAFÉ SYBILLE HISTORISCHER ORT
Karte ( 2935 2203; www.karlmarxallee.eu ; Karl-Marx-Allee 72; Ausstellung frei,
Aussichtsplattform 1-5 Pers. 15 €, jede weitere Pers. 3 €; Mo-Fr 10-20, Sa & So
12-20 Uhr; Weberwiese, Strausberger Platz) Das heutige Café Sybille ist so alt wie
die Karl-Marx-Allee selbst und war eines der beliebtesten Cafés in Ostberlin. Der
DDR-Charme der 1960er-Jahre dringt ihm auch heute noch aus allen Poren - ein per-
fekter Ort für eine gepflegte Kaffeepause. Einmal gestärkt kann man sich dann noch
die kleine Ausstellung zu Gemüte führen, die die Meilensteine der KMA von ihren An-
fängen bis heute zeigt. Wer die KMA auf der Dachterrasse aus der Vogelperspektive
sehen will, sollte vorher anrufen und anfragen.
Zu den Exponaten zählen Portraits und Biografien der Architekten sowie Plakate,
Spielzeug und andere Gegenstände aus dem sozialistischen Alltag. Das vielleicht kuri-
oseste Stück ist ein Brocken aus Stalins Schnurrbart, der den Abriss des nahe gelegen-
en Denkmals im Jahr 1961 überlebt hat. Im Café können Interessierte außerdem eine
Führung der KMA buchen oder für 5 € eine Broschüre mit Hintergrundinfos kaufen.
COMPUTERSPIELEMUSEUM MUSEUM
Karte ( 6098 8577; www.computerspielemuseum.de ; Karl-Marx-Allee 93a; Erw./
erm. 8/5 €; Mi-Mo 10-20 Uhr; Weberwiese) Ganz egal, ob man nun mit PacMan,
World of Warcraft oder ganz ohne Computerspiele aufgewachsen ist: Dieses gut kur-
 
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