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nicht lange gehalten werden, stattdessen hatte man bald alle Hände voll zu tun, die Un-
abhängigkeit gegenüber Spanien zu wahren. Bis auf 60 Jahre (von 1580 bis 1640) gelang
dies zwar, der Verfall der Machtstellung war jedoch nicht mehr aufzuhalten. Gleichsam
als letzter Akt des Niedergangs wurden Lissabon und die westliche Algarve 1755 von
einem Erdbeben zerstört.
Saudade drückt die Erfahrung aus, dass nicht alles erreichbar und auch das Schöne ver-
gänglich ist, dass Leiden und Unfreiheit zum Dasein gehören. Ein gewisses Quantum an
leidender Passivität (Sofrimento cultivado, kultiviertes Leiden) gehört dazu. Nicht zuletzt
deshalb konnte sich hier 40 Jahre lang eine Diktatur behaupten. Als Folge dieser Diktatur
ist es um die Zivilcourage in Portugal teilweise noch immer schlecht bestellt. Für jede
kleine, von der Regel abweichende Entscheidung wird der Vorgesetzte benötigt, der wie-
derum seinen Chef befragt usw. usf.
Musik
Am geläufigsten ist sicher der Fado. Aber daneben kann man zwei modernere portugies-
ische Musikrichtungen unterscheiden. Zum einen die in den 1960ern aus der Opposition
gegen das Salazar-Regime hervorgegangene Liedermacherszene und zum anderen die
erst seit den 1980er-Jahren populär gewordenen Rockmusikströmungen.
Im Fado, wörtlich „Schicksal“, äußert sich die Saudade der Portugiesen. Er ist der volk-
stümliche Musikstil der Lissabonner und der Studenten Coimbras. Die Texte handeln
meist von unglücklicher Liebe, vergangenen Zeiten, sozialen Missständen oder der Sehn-
sucht nach besseren Zeiten. In Coimbra klingt der Fado weicher und melodischer als in
Lissabon und hat sich hier aus den Studentenserenaden entwickelt. Auch darf er dort nur
von Männern gesungen werden. Nicht verwechseln sollte man den Fado mit dem an-
dalusischen Flamenco. Der Fado wird nicht getanzt und klingt völlig anders.
Woher der Fado kommt, kann keiner so genau sagen. Vermutet wird, dass er aus dem
brasilianischen Lundum und der Modinha entstanden ist. Darauf deutet auch der Beginn
des Fado um 1822 hin, als der portugiesische Königshof aus Rio de Janeiro zurückgekehrt
war. Außerdem waren unter den ersten Fadosängern mehrere brasilianische Mulatten.
Zuerst sangen ihn die Bewohner der Armenviertel Lissabons, besonders der Mouraria, Al-
fama und der Madragoa; in anrüchigen Kneipen war er von Matrosen, Stadtstreichern,
unglücklichen Liebhabern und anderen wehmütigen Gesellen zu hören.
Ende des 19. Jh. fand der Fado dann auch in den bürgerlichen und aristokratischen
Salons Anklang; nunmehr gesellschatlich anerkannt, wurde er in der Region von Lissa-
bon kultiviert und verfeinert. Ab 1930 folgte dann seine zunehmende Kommerzialisier-
ung mit professionellen Aufnahmen, landesweiter Ausstrahlung über den Rundfunk und
Autritten in Touristenlokalen. Neben Lissabon findet man den Fado seit Mitte des 19. Jh.
auch in der Universitätsstadt Coimbra, hier aber von (ausschließlich männlichen) Stu-
denten gesungen. Legendärer Sänger ist Augusto Hilário Costa Alves, der von 1864 bis
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