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Die Pizzabörse
Wer die Tür öffnet, dem schlägt ein
Gelärme entgegen wie auf der New
Yorker Börse vor Handelsschluss.
Links am Metalltresen stehen schon
die Eiligen an, die ein Stückchen
der köstlichen Pizza im Stehen ver-
speisen wollen. Rechts jene, die
auf einen der Tische im El Cuartito
(s. S. 27), dem „Kämmerchen“, war-
ten. Die Wände dort sind über und
über mit Fußballhemden jeglicher
Provenienz dekoriert und mit Fotos
aller Halbberühmtheiten behängt, die
die Welt hervorgebracht hat. Die Piz-
zeria wurde 1934 gegründet. Sie ist
einer der Lieblingsorte der Porteños
und nicht nur nach einem Abend im
Teatro Colón quasi ein Muss.
Ü El Obelisco **
[D4]
abreißen werden. Für die Öffentlich-
keit zugänglich aber ist der steile Auf-
stieg - verständlicherweise - nicht.
Gebaut wurde die Stahlbetonsäu-
le zu Ehren der beiden Stadtgründun-
gen 1536 und 1580, der Ernennung
von Buenos Aires als Hauptstadt
1880 und zur Erinnerung an das erst-
malige Hissen der Nationalflagge im
Jahre 1812 in der Kirche San Nico-
las, die einstmals hier stand. All das
können Interessierte auf den vier Au-
ßenseiten des Obelisken nachlesen.
Der eigentliche Grund für die Kons-
truktion aber war, dass man dringend
ein Monument benötigte. Zum einen
jährte sich 1936 die erste Stadtgrün-
dung zum 400. Mal, zum anderen
hatte man mit dem Bau des schicks-
ten Boulevards der Welt, der Avenida
Die einen haben den Eiffelturm, die
anderen die Freiheitsstatue - Bu-
enos Aires hat den Obelisken. Zwar
sieht er aus wie aus Pappmaché und
selbst sein Baumeister, Alberto Pre-
bisch, soll gesagt haben: „Der Obelisk
hat keinerlei Bedeutung“, aber den
Porteños ist - schon aus purer Sen-
timentalität - das weiße, phallische
Ding ans Herz gewachsen.
1936 wurde der Obelisk von einem
deutschen Bauunternehmen inner-
halb von 31 Tagen errichtet. Eigent-
lich sollte er nach drei Jahren wieder
abgetragen werden, aber wie das so
ist mit Provisorien - sie bleiben für
immer. Dabei kann man mit dem 67
Meter hohen Wahrzeichen wenig an-
fangen: Zwar ist er hohl und in sei-
nem Inneren führt eine schnurgerade
Leiter 202 Stufen bis zur Spitze, wo in
einer Eisenschatulle ein Brief an jene
liegt, die irgendwann den Obelisken
N Der Obelisk, das Wahrzeichen der
Stadt, steht schon über 75 Jahre
länger als ursprünglich geplant
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