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gere Menschen an und war Ausdruck
des nervösen Buenos Aires des 21.
Jahrhunderts. In die Milongas von Bu-
enos Aires hat der Electrotango aller-
dings keinen dauerhaften Einzug ge-
halten. Zum Tanzen werden alleror-
ten die Tangos des alten „goldenen
Zeitalters“, der 1930er- bis 1950er-
Jahre, gespielt.
Nachdem die Dollarparität des ar-
gentinischen Peso 2002 aufgehoben
wurde, explodierte der Handel rund
um den Tango in Buenos Aires förm-
lich. Argentinien wurde zu einem er-
schwinglichen Reiseland und von To-
kio und New York, Moskau, Paris und
Berlin pilgern Tangotänzer hierher,
kaufen ein, gehen aus und nehmen
Unterricht. 2006 belief sich laut ei-
ner Studie des Wirtschaftsforschers
Jorge Marchini die Summe, die di-
rekt durch den Tango erwirtschaftet
wurde, auf 135 Millionen US-Dollar.
Transport, Unterkunft und Verpfle-
gung verdreifachen diese Summe.
Den meisten Umsatz machen dabei
die Tango-y-Cena-Shows, den zweiten
Platz belegen die Tangoschulen. Kein
Wunder: In Buenos Aires wollen alle
Tango tanzen lernen. Selbst die Por-
teños - und sei es auch nur, um spä-
ter damit Geld zu verdienen.
Doch mehr als eine Musik, mehr
als ein Tanz ist der Tango ein Gefühl,
das fest im kollektiven Gedächtnis
der Porteños verankert ist. Ein Gefühl
der Melancholie und der Unwägbar-
keit des Alltags gepaart mit unbändi-
gem Lebenswillen.
Die Tänzerschmieden:
Tangoschulen
`94 [D4] Escuela Argentina de Tango,
Galerías Pacífico, Viamonte (Ecke
San Martín), www.eatango.org,
Tel. 43124990. Hier unterrichten
bekannte klassische Lehrer wie
Aurora Lubiz u. a.
`95 [ck] Tango escuela Carlos Copello,
Anchorena 575 (Ecke Lavalle), www.
carloscopello.com, Tel. 48646229. In
nettem, familiärem Ambiente unter-
richtet der Copello-Clan.
`96 [bk] DNI-Tango, Bulnes 1011/13
(Ecke Lavalle), www.dni-tango.com,
Tel. 48666553. Tangounterricht nach
dem System von Dana Frigoli.
`97 [D8] El tacuari, Tacuari 1557
(Ecke Brasil), www.eltacuari.com, Tel.
43627077. Im Laden des Deutschen
Andreas Erbsen und seiner argentini-
schen Frau ruth Manonellas unterrich-
ten Urgesteine des Tango, man kann
aber auch argentinische Folkoretänze
lernen. Achtung: keine Spaziergegend.
Weltkulturtänzer
Der Tango ist etwas Besonderes, das
haben seine Anhänger schon immer
gewusst. Am 30. September 2009 hat
die UNESCO das bestätigt und den Tango
als Teil des Weltkulturerbes in die Liste
der schützenswerten immateriellen Kul-
turgüter aufgenommen. Mündliche Tra-
ditionen, rituale und Feste sollen so
bewahrt werden. Wer nachts in Buenos
Aires in den Tangosälen schwofen geht,
hat also einen Auftrag: Die Erhaltung
eines Weltkulturerbes.
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