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und Argentinien die Geschichte des
Tangos beeinflusste.
Entstanden sind Tangomusik und
Tangotanz in der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts. Die Ursprünge sind
nicht mehr zu klären - wie so vieles in
seiner über 130-jährigen Geschichte.
Eines scheint aber sicher: Der Tango
ist das gemeinsame Kind von euro-
päischen Einwanderern, schwarzen
Sklaven und argentinischen Gau-
chos. Verarmte Landarbeiter aus Ita-
lien, Spanien, Deutschland und Ost-
europa hatten im Gepäck ihre Instru-
mente dabei und in ihren Herzen die
Musik und die Tänze ihrer Heimat be-
wahrt. Sie lebten Seite an Seite mit
Arbeit suchenden Gauchos aus der
Pampa in conventillos, Häusern mit
bis zu 60 Zimmern, die sich häufig
zehn Personen teilten. Sanitäre Anla-
gen gab es kaum, gekocht wurde im
Hof. In dieser Armut, der Hoffnungs-
losigkeit und dem Heimweh boten
Musik und Tanz den Menschen Trost.
Trios zogen mit Flöte, Geige, Gitar-
re durch die Hinterhöfe und impro-
visierten, was ihre Zuhörer wünsch-
ten: Polka, Walzer oder die Habane-
ra, die als Vorläuferin des Tangos gilt.
Das Ganze mischte sich teils mit den
Stehgreifgesängen der Gauchos und
teils mit den Rhythmen der Schwar-
zen. Die beliebtesten Melodien wur-
den auf Drehorgeln in einfachen Ca-
fés weiter verbreitet. Hier durfte auch
getanzt werden - wegen des großen
Frauenmangels meist mit den Kellne-
rinnen. Vielleicht ist dem Tango des-
wegen oft und gerne ein Ursprung in
den Bordellen angedichtet worden.
1897 entstand der älteste über-
lieferte Tango: „El entrerriano“, ein
lustig-flottes Stück. Zum Mittelpunkt
der Tango-Ensembles hatte sich das
deutsche Bandoneon entwickelt,
das 1865 in Buenos Aires gelandet
sein soll. Innerhalb kürzester Zeit ver-
körperte es mit seinem seufzenden
Klang wie kein zweites Instrument
den Tango. Das Bandoneon ersetz-
te die Flöte, und da die Musiker nicht
mehr durch die Hinterhöfe zogen, ver-
drängte das Klavier bald die Gitarre.
Um die Jahrhundertwende spielten
in den Cafés und Kneipen des Hafen-
viertels La Boca zahllose Tangotrup-
pen. Die Menschen kamen aus weit
enfernten Vierteln hierher, denn das
junge Musikgenre traf den Nerv der
Zeit. Legenden woben sich um die
Tänzer. Der wohl berühmteste unter
ihnen hieß El Cachafaz und focht wil-
de Tanzduelle mit anderen Platzhir-
schen auf dem Parkett von Hansens
Tanzlokal im Parque Tres de Febre-
ro aus.
1912 machte Baron Antonio de
Marchi den Tango vollends gesell-
schaftsfähig: Er organisierte einen
Tangoball im Palais de Glace im
hochbürgerlichen Recoleta. Damit
auch die feinen Damen den Tanz ak-
zeptierten, engagierte er einen Tanz-
lehrer, der die cortes und quebradas,
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