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Brauchbaren. Die Reste bleiben ver-
streut liegen. Lidias lange Finger tas-
ten über einen Plastikbeutel, um her-
auszufinden, ob es sich lohnt, ihn zu
öffnen. Der Müll ist klebrig und riecht
süßlich-gegoren, als sie vorsichtig die
wertvollen Dinge hervorzieht: Einen
dicken Stapel Papier und ölige, gefal-
tete Pizzakartons. Dann verschließt sie
den Müllbeutel wieder sorgfältig und
stellt ihn für die Müllabfuhr an die
Straßenlaterne. „Das gehört dazu“,
sagt sie und schaut auf die andere Sei-
te, wo der Müll aus zerrissenen Beu-
teln auf der Straße weht. Lidia kennt
ihre Arbeit. Sie weiß, wo es den besten
Müll gibt, und sie kennt die Hausmeis-
ter. Manche warten mit den Säcken
auf sie.
Viele Bewohner der Villa Cárcova ge-
hen mit ihren Karren direkt zur Müll-
halde der CEAMSE, einer Abfallent-
sorgungsfirma, deren Deponie gleich
um die Ecke des Elendsviertels liegt.
Seitdem der Zug, der sie früher in die
Stadt brachte, nicht mehr fährt, sind
es mehr geworden. Weit über Tausend
sollen hier täglich nach Verwertbarem
stöbern: Papier und Plastik, Alumini-
um und Kupfer. Viele suchen aber ein-
fach irgendetwas zum Essen.
Lidia kämpft weiter um ihre Wür-
de und um die Würde der anderen:
Mit Unterstützung aus der Asamblea
hat sie eine Schule für die Kinder aus
Cárcova eröffnet. „Sin pan y sin tra-
bajo“ heißt sie, „Ohne Brot und ohne
Arbeit“. „Die Politiker sagen, dass sie
sich schämen für uns. Sie sagen, dass
wir die Touristen vergraulen“, er-
klärt Lidia Quinteros, „aber eigent-
lich müssten wir uns schämen. Für die
schlechten Politiker, die wir wählen.“
N Mit dem Müll der Stadt
bestreiten die „cartoneros“
ihren Lebensunterhalt
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