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Kungsportsavenyn, schwärmen. Die
Avenyn, wie sie in Kurzform von den
Einheimischen nur genannt wird, ist
die bedeutendste Achse der Stadt
und ein jeder Besucher sollte einmal
auf ihr flaniert sein - sonst war man
nicht wirklich in Göteborg.
Die Avenyn ist noch ein relativ jun-
ges Bauwerk und wurde von Götebor-
ger Stadtplanern erst in den 1860er-
Jahren aus der Taufe gehoben. Auf
der Suche nach einer konzeptionel-
len Erweiterung der Stadt, insbeson-
dere vom Kungsportsplatsen aus,
kam man auf die Idee eines breiten
Boulevards, der sich ca. einen Kilo-
meter gen Südosten ziehen und in
einem imposanten Platz - dem heu-
tigen Götaplatsen Õ - seinen re-
präsentativen Abschluss finden soll-
te. Bei der Namensfindung für die
neue Innenstadtachse gab es ein
großes Hin und Her. Einigen sehr
patriotisch gesonnenen Ratsherren
gefiel der Begriff „Avenyn“ nicht, da
das „zu ausländisch“ klänge. Über
die Vorschläge „Gustav Adolfsgatan“
und „Kungsportsgatan“ kam man am
Ende doch wieder, jedoch nur mit ei-
ner hauchdünnen Mehrheit, zum ur-
sprünglichen und noch heute gültigen
Namen zurück.
Heute ist die Avenyn Flanierstraße,
Einkaufsparadies und natürlich Aus-
geh- und Feiermeile. In Göteborg gibt
es kein Stadtviertel mit einer größe-
ren Café-, Kneipen-, Restaurant-, Bar-
und Diskothekendichte wie auf der
Avenyn und den umliegenden Stra-
ßen. Im Mai/Juni stürmen die frisch
gebackenen Abiturienten mit ihren
weißen Studentenmützen den Bou-
levard und pendeln tanzend, singend
und trinkend zwischen Kungsports-
platsen und Götaplatsen. Aber auch
bei sportlichen Großereignissen (und
für die Schweden entsprechend po-
sitiven Ergebnissen) gleicht die Stra-
ße einem gelb-blauen Fahnenmeer.
Demonstrationen und politische
Kundgebungen haben ebenfalls eine
Avenyn-Tradition, da hier ausreichend
Platz ist und man natürlich auch die
gewünschte Aufmerksamkeit erzeu-
gen kann. Hier ist wirklich immer et-
was los - deshalb auf keinen Fall ent-
gehen lassen, die Kungsportsavenyn!
Bältesspännarparken
Genau an der Avenyn, gegenüber dem
Stora Teatern (s. S. 38) gelegen, gibt es
einen kleinen Park, der zu einer Pause ein-
lädt. Auf kleinen Bänken mit Blick auf den
schlichten Springbrunnen kann man auch
flugs sein Fresspaket, vielleicht vorher in der
nahe gelegenen Saluhallen erstanden, öff-
nen und den Inhalt gemütlich dezimieren.
Der Name der Grünfläche bedeu-
tet auf Deutsch so viel wie „Gürtelstraf-
ferpark“. Der ungewöhnliche Name hat
seine Wurzeln tief in der grauen Vorzeit. In
der nordischen Mythologie gab es einen
Gerichtskampf, bei dem zwei Kontrahenten
gegeneinander auf Leben und Tod kämpf-
ten. Der Sieger war dann - quasi einem
Gottesurteil gleich - im Recht und der
Unterlegene hatte unrecht (was ihm im Tod
relativ egal sein konnte). Um ein Kampf-
ergebnis zu erzwingen, wurden die beiden
Widersacher mit einem Gürtel eng anein-
ander gebunden, sodass keiner fliehen und
somit der göttlichen Rechtsprechung ent-
kommen konnte. In späteren Jahrhunder-
ten entstand aus dieser Rechtspraxis das
Duell, das jedoch von staatlicher Seite
zumeist nicht mehr sanktioniert wurde
und deshalb mehr und mehr an Bedeu-
tung verlor.
Mitten im Park findet man eine Skulptur,
die genau den oben beschriebenen Kampf
bildlich umzusetzen versucht und somit
Patin des Parkes ist.
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