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Leben in der Stadt
Die Göteborger unterscheiden sich
von den „sonstigen Schweden“ nicht
nur durch ihren typischen Westküs-
tendialekt, sondern auch durch ihre
oft respektlos-schnoddrigen Kom-
mentare und Bemerkungen, was
man in Deutschland wohl als Berliner
Schnauze bezeichnen würde.
Wie in den meisten Ländern dieser
Erde sind es die inländischen Diffe-
renzen, die von den Ausländern oft
nicht verstanden werden. Die ewige
Rivalität zwischen Köln und Düssel-
dorf kann man einem ausländischen
Besucher des Rheinlands auch nicht
mit einem Satz erklären. Und so ist es
auch mit den Göteborgern und ihrer
offen gepflegten Antipathie gegen-
über Stockholm. Für den Göteborger
„liegt Stockholm an einem sterben-
den Meer, auf dessen anderer Seite
die russische Tundra beginnt“ . Aber
auch das schöngeistige Element der
Stockholmer wird despektierlich zur
Seite gewischt: „Die Stockholmer
schreiben Gedichte, wir schreiben
Rechnungen.“ Diese Schnoddrigkeit
ist nicht gleichzusetzen mit Unfreund-
lichkeit - vielmehr ist das Gegenteil
der Fall und als fragender Besucher
der Stadt wird man immer auf offene
Ohren und hilfsbereite Hände stoßen.
Der Menschenschlag der „Götebor-
ger“ gilt als aufgeschlossener als der
seiner Landsleute in anderen Regi-
onen Schwedens. Die Jahrhunderte
des Austauschs - sowohl des intel-
lektuellen wie auch des von Waren -
mit anderen europäischen und globa-
len Städten und Staaten haben ihre
Spuren hinterlassen. Und das aus-
schließlich im positiven Sinn. Weltof-
fenheit, Interesse an Menschen aus
anderen Ländern, ausgesprochen
gute Fremdsprachenkenntnisse und
1989: Das Hafenareal wird wieder lebens-
wert gemacht und der industriellen Nut-
zung entzogen: Es eröffnet der rot-weiße
Skanskaskrapan (im Volksmund schnell
„Lippenstift“ getauft) und fünf Jahre spä-
ter in Steinwurfdistanz die imposante
Göteborger Oper.
Juni 2001: Der EU-Gipfel in Göteborg macht
in Schweden und auch europaweit
große Schlagzeilen, die weniger mit der
politischen Bedeutung des Treffens in
Verbindung gebracht werden. Während
des Konferenzwochenendes kommt es
im gesamten Stadtzentrum zu massivs-
ten Straßenschlachten zwischen EU-Geg-
nern und den eingesetzten schwedischen
Polizeikräften. Erstmalig seit den 1930er-
Jahren machen die - so der O-Ton eines
Untersuchungsberichts - „überforderten“
schwedischen Polizisten an dem Wochen-
ende von der Schusswaffe Gebrauch und
verletzen dabei drei Demonstranten. Zum
Glück gibt es keine Toten.
2006: Der fast die gesamte Nordstadt
unterquerende Götatunnel wird feierlich
eröffnet. Der sechsspurige Autotunnel
entlastet die Verkehrssituation im nördli-
chen Teil der Innenstadt deutlich.
2014: Eine Hochgeschwindigkeitsstrecke
für Schnellzüge zwischen Göteborg und
Oslo wird länderübergreifend diskutiert.
Sollten die Pläne umgesetzt werden,
könnte man im Jahr 2030 in 75 Minuten
von Göteborg nach Oslo rasen.
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