Travel Reference
In-Depth Information
Edward Hopper - Visionen des modernen
und alltäglichen Amerika
Edward Hopper gilt als der größte ame-
rikanische Realist des 20. Jh. und lässt
sich keiner Schule oder Gruppe zuord-
nen, denn er überdauerte alle und spreng-
te ihr Spektrum. Man bezeichnet ihn als
Begründer des American Scene Painting
und seine Bilder von Häusern und Men-
schen in Hotelzimmern, „diners“ oder Bü-
ros prägen das Amerikabild von Gene-
rationen. Auch wenn seine Lebensdevise
„I don't know“ lautete, kannte er sein
Ziel genau, nämlich Visionen des moder-
nen und alltäglichen Amerika zu schaf-
fen: nostalgisch, emotionslos-distanziert,
melancholisch-trostlos. So sind seine ver-
meintlich realistischen Bilder in Wahrheit
Rekonstruktionen, Verfremdungen oder
Überzeichnungen der Realität.
Hoppers Lebenslauf war „stinknormal“,
ruhig und geordnet sein Privatleben und
auch seine künstlerische Karriere ver-
lief unspektakulär, jedoch stetig nach
oben: vom Werbezeichner und Illustrator
zum geschätzten und hochdotierten Ma-
ler. Hopper ist ein New Yorker Eigenge-
wächs, wurde in Nyack als Sohn eines
Textilkaufmanns am 22. Juli 1882 ge-
boren, absolvierte eine Ausbildung zum
Werbegrafiker und studierte anschlie-
ßend an der New York School of Art erst
Illustration, dann Malerei. Mehr als sein
damaliger Lehrer Robert Henri, Begrün-
der der „Ashcan School“, beeinflussten
ihn jedoch zu Anfang seine Europareisen,
die erste 1906. Besonders Paris und der
Impressionismus (später auch Matisse),
prägten sein Frühwerk.
1910 ließ sich der menschenscheue
Künstler dauerhaft in New York nieder,
arbeitete als Werbezeichner, Illustrator
und Zeichenlehrer und bezog 1913 ein
eigenes Atelier am Washington Square.
Seine ab 1915 entstehenden Radierun-
gen erhöhten seinen Bekanntheitsgrad
und seine erste Einzelausstellung 1920
im Whitney Studio Club verhalf ihm zum
Durchbruch. Mitte der 1920er-Jahre fand
Hopper zu dem ihm eigenen realistischen
Stil und wandte sich mehr und mehr The-
men der Neuen Welt und der Zivilisation
zu: Häusern, Eisenbahnen, Autos sowie
Küstenlandschaften - Bilder, geprägt von
stark geometrischer Komposition mit be-
grenztem Ausblick, um eine Distanz zwi-
schen Betrachter und Objekt zu schaffen.
1924 heiratete Hopper die Malerin Jo-
sephine, die ihm ab und zu als Modell
diente. Die Sommer verbrachten beide an
der Küste von Cape Cod (Massachusetts),
ab 1933 im eigenen Sommerhaus. Im glei-
chen Jahr fand Hoppers erste Retrospek-
tive im Museum of Modern Art statt. In
den 1930er- und 1940er-Jahren bereis-
te Hopper mehrfach Amerika, fuhr an
die Westküste und erkundete Mexiko. In
den folgenden beiden Jahrzehnten häuf-
ten sich Ausstellungen und Auszeichnun-
gen. Noch 1967 nahm er an der Biennale
in São Paulo teil, doch nach einem mehr-
wöchigen Krankenhausaufenthalt starb
er am 15.5. desselben Jahres in seinem
Studio am Washington Square.
Hoppers Werke sind dank der gleich
bleibenden Merkmale unverwechselbar.
Search WWH ::




Custom Search