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Project Harmony - Kampf um ein „grünes“ Harlem
Man traut seinen Augen kaum: Mitten in
Harlem, eingeklemmt zwischen Brown-
stone-Häusern und Apartmentblöcken,
verbirgt sich hinter einem kunstvoll ge-
schmiedeten Zaun ein kleiner „Garten
Eden“. Und doch ist der Joseph Dani-
el Wilson Memorial Garden in der 219
W 122nd St. Realität: Maulbeer-, Kirsch-,
Apfelbäume, Pappeln, Kletterrosen, Wein,
Gemüsepflanzen und eine Unmenge von
Blumen entlang geschwungener Pfade, ro-
mantische Bänke und Picknicktische bil-
den ein Stück Naturidyll mitten in der
hektischen Großstadt.
Die Idee eines solchen „community gar-
den“ reicht bis ins Jahr 1985 und auf
Cynthia Nibbelink Worley und ihren
betagten Nachbarn Joseph Daniel Wil-
son zurück. Cynthia hatte die Nase voll
von Müll, Drogen und Prostituierten vor
ihrer Haustür, von der Ignoranz der Po-
lizei und der Untätigkeit der Anwohner.
Sie ging Klinkenputzen, bat Nachbarn um
Mithilfe bei der Schaffung eines gemeinsa-
men Gartens und appellierte, das Wohn-
viertel sauber zu halten und leer stehende
Häuser nicht zu Müllhalden und Ratten-
nestern verkommen zu lassen. „Project
Harmony“ war geboren und brachte ei-
nen Stein ins Rollen: Die Bürger sorgen in
Kooperation mit der nahe gelegenen Poli-
zeistation für Sicherheit und Sauberkeit.
In dem schwarzen Gospelsänger und
Laienprediger Haja fand die aus dem
ländlichen Iowa stammende weiße Cyn-
thia, Professorin für englische Literatur,
nicht nur ihren Lebensgefährten, sondern
zugleich einen Partner im Kampf um ein
lebenswertes Harlem. Gemeinsam kämp-
fen sie gegen die Bürokraten in der Stadt-
verwaltung, die vorgeben, Geld bringen-
de neue Apartmenthäuser auf den leer ste-
henden Grundstücken errichten zu wollen
(was meist nicht geschieht), und gegen die
Ignoranz vieler Anwohner, die erst vom
Sinn und Zweck einer lebenswerten Um-
gebung überzeugt werden müssen. Dabei
sollen die Gärten nicht nur zur Verschöne-
rung beitragen, sondern den Kindern in
Harlem, die weltweit am meisten asthma-
gefährdet sind, helfen.
Haja ist Vollzeit-Aktivist, bekleidet
mehrere Posten und fungiert als Triebfe-
der der Organisation. Er ist der Praktiker,
Umweltschützer und Pädagoge in einem,
führt die Nachbarskinder in den orga-
nischen Gartenbau ein und lehrt sie, für
ihren Planeten Sorge zu tragen. Es gibt
damals bezeichnenderweise schwarzen
Zuschauern den Zutritt verweigerte.
Während des Zweiten Weltkriegs
kam hier der Bebop auf und Musiker
wie Dizzie Gillespie, Charlie Parker, Mi-
les Davis, Ella Fitzgerald und Theloni-
ous Monk feierten in den 1950er-Jah-
ren z. B. in Minton's Playhouse Erfol-
ge. In den 1960er-Jahren dominierten
dann Ray Charles, James Brown, Aretha
Franklin und Sam Cooke die Bühnen und
entwickelten den altbekannten Blues
weiter zum Soul. Anfang der 1980er-
Jahre erlebten das Viertel und seine le-
gendäre Musikszene einen Niedergang -
bis Rap und Hip Hop begannen, die
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