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Woody Allen, der Stadtneurotiker
Die Hauptfigur Isaac Davis in Woody Al-
lens Film „Manhattan“ spricht dem be-
rühmten Filmemacher aus der Seele: „Es
ist eine herrliche Stadt, ganz gleich, was
die Leute sagen!“
Bei dem 1935 im Brooklyner Judenvier-
tel Flatbush geborenen Allen - bürgerlich
Alan Stewart Konigsberg - war es „Liebe
auf den ersten Blick“, Manhattan wurde
sein Leben. Das kleinbürgerliche Eltern-
haus in Brooklyn hatte Allen geprägt: Er
war ein unauffälliger Schüler, ein Außen-
seiter und schüchterner Stubenhocker.
Andererseits verdiente sich der Musik-
und Comicfan schon mit 16 als „Woody
Allen“ mit Auftritten als Komiker und En-
tertainer nebenher Geld, er schrieb für $ 5
das Stück Gags für Zeitungen und Stand-
up-Komiker und erwarb sich den Ruf als
„Wunderkind des Showbiz“.
Nach dem Schulabschluss 1953 soll Al-
len als Berufswunsch „Toilettenmann“
angegeben haben - meldete sich da schon
der Stadtneurotiker zu Wort? Zu diesem
Zeitpunkt suchte er bereits regelmäßig ei-
nen Psychoanalytiker auf. Ohne an Stu-
dium oder Ausbildung zu denken, begann
er eine besser bezahlte Karriere als Dreh-
buchautor beim Sender NBC und heirate-
te mit 19 in Hollywood die 16-jährige Ma-
lerin Harlene Rosen, mit der er bis 1969
zusammenblieb.
In den 1960er-Jahren versuchte sich
der Workaholic als Stand-Up Comedi-
an, Bühnenautor und Essayist. Damals
trat er v. a. im Duplex (s. S. 48) in Green-
wich Village auf und zunehmend gelang
es dem rothaarigen, nur 1,65 m kleinen
Allen, sein linkisch-schüchternes Wesen
zum Markenzeichen zu machen und bald
auch über das Village hinaus bekannt zu
werden.
1965 begann mit der Komödie „What's
new, Pussycat?“ Allens Filmkarriere. Er
lieferte das Drehbuch und übernahm ne-
ben Peter Sellers, Romy Schneider u. a.
selbst eine Rolle. Nach diesem Erfolg be-
gann er, eigene Filme zu inszenieren, da-
runter „Alles, was Sie schon immer über
Sex wissen wollten“ nach einem Bestseller
der frühen 1970er-Jahre. Zu seinem er-
folgreichsten Film als Regisseur, Haupt-
darsteller und Drehbuchautor sollte aber
„Der Stadtneurotiker“ (1977, Original-
titel „Annie Hall“) werden. Die Geschichte
von Alvy Singer, dem Komiker aus Brook-
lyn, und seiner Freundin Annie, gespielt
von Allens damaliger Lebensgefährtin
Diane Keaton, brachte nicht nur $ 25
Mio. ein, sondern war auch für vier Os-
cars gut.
Sex, Beziehungsgeflechte und -kompli-
kationen, Neurosen und der „alltägliche
Wahnsinn“ - das waren und sind Allens
Themen. Auf den „Stadtneurotiker“ folg-
ten z. B. „Manhattan“ oder die „Sommer-
nachtskomödie“. In Letzterer spielte erst-
mals Mia Farrow, die lange mit Allen zu-
sammenlebte, eine Hauptrolle. Beide tra-
ten gemeinsam in legendär gewordenen
Filmen wie „Zelig“ (1984), „Hannah und
ihre Schwestern“ (1986), „Radio Days“
(1987) oder „Another Woman“ (1989)
auf. Mit „Husbands and Wives“ („Ehe-
männer und Ehefrauen“) endete 1992 Al-
lens Filmserie mit Mia Farrow.
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