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Eine Kathedrale für die Eisenbahn
Wer sich im Inneren des Grand Central
Terminal Õ aufhält, fühlt sich wie in ei-
ner Kathedrale. Der Saal mit Tonnenge-
wölbe und drei 23 m hohen Bogenfens-
tern zieht den Blick nach oben zum künst-
lichen Sternenhimmel mit Tierkreiszei-
chen und Himmelskonstellationen. Gerade
die Decke, deren Sterne sogar funkeln, hat
den Bahnhof berühmt gemacht und ist wie
viele andere Details außergewöhnlich.
Nicht nur Ästhetik war bei der Planung
wichtig, sondern auch die Infrastruktur .
So wurden Fußgängerzugänge, Bahnver-
kehr und Pkw-Zufahrt auf verschiedene
Ebenen verteilt und durch Treppen- und
Rampensysteme verbunden. Die Gleise lie-
gen „im Keller“, die unterste Ebene okku-
piert die Subway. Der Außenbau basiert
auf einem Stahlgerippe mit Granit- und
Marmorverkleidung und über dem Haupt-
eingang (42nd St.) grüßt die kolossale
Skulpturengruppe mit Merkur, Herkules
und Minerva von Jules-Alexis Coutan.
Von der Jahrhundertwende bis in die
1940er-Jahre war die Eisenbahn als Trans-
portmittel so wichtig, dass man Bahnhöfe
nicht nur als Zweckbauten errichtete, son-
dern sie zu „Kathedralen“ machte. In die-
sem Sinne plante man auch den Central
Terminal, der 1913 eröffnet wurde, jedoch
nicht der erste Bahnhof New Yorks war.
Das Eisenbahnzeitalter hatte nämlich ge-
nau genommen schon 1831 mit der New
York & Harlem Railroad begonnen, deren
erster Bahnhof an der 4th Avenue/23rd
Street lag. Mit der Zeit entstanden mehr
und mehr Linien und mit ihnen auch Prob-
leme: Lärm, Dreck und Unfälle sorgten da-
für, dass ab 1858 Dampfloks südlich der
42nd Street verboten wurden und der Bau
eines neuen Bahnhofs notwendig wurde.
„Commodore“ Cornelius Vanderbilt,
seit den 1860er-Jahren einer der großen
Eisenbahnmagnaten und u. a. Besitzer
der New York Central Railroad, erwarb
daraufhin Grund und Boden zwischen
42nd und 48th Street, Lexington und
Madison Avenue, um hier einen großen
Bahnhof erbauen zu lassen. Der wurde im
Oktober 1871 für drei verschiedene Linien
- New York Central & Hudson Railroad,
New York & Harlem Railroad sowie die
New York, New Haven & Hartford Rail-
road - eröffnet. Obwohl der Bau über $ 6
Mio. gekostet hatte, war er von Anfang
an zu klein und wenngleich die Glas- und
Stahlkonstruktion neben dem Eiffelturm
als eine der größten technischen Errun-
genschaften vor der Jahrhundertwende
gefeiert wurde, musste ein Neubau her.
1903 erhielten nach einer Ausschreibung
Reed & Stem aus St. Paul sowie Warren &
Wetmore (beide dank ihrer familiären Ver-
bindungen zu Vanderbilt) den Zuschlag für
einen großen Neubau. Beide vereinigten
sich 1904 zu den „Associated Architects
of the Grand Central Terminal“ und be-
gannen noch während der Planungspha-
se zu bauen, ohne den Betrieb zu unterbre-
chen. Am 2. Februar 1913 wurde die Er-
öffnung des (noch unfertigen) Bahnhofs
gefeiert. Im Umkreis entstanden Hotels,
Apartments, Geschäfte, Restaurants und
Lagerhallen und der Bahnhof fungierte
als Kulturtreff mit Ausstellungen, Theater,
Kino und Museum. Von hier verkehrten
berühmte Überlandexpresszüge wie der be-
rühmte „Twentieth Century Limited“. Ein
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