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Die Wiederaufbauarbeiten gingen allgemein sehr zügig voran. In
Khao Lak waren schon zwei Wochen nach der Katastrophe weite Areale
einplaniert, die Trümmer vieler Unterkünfte beseitigt. Am Patong Beach
auf Phuket wurde mittlerweile ein Tsunami-Warnsystem eingerichtet, das
im Mai 2005 in Anwesenheit des Premierministers „erfolgreich getestet“
wurde. Nachdem in den Tagen und Wochen nach dem Tsunami zahlrei-
che Thais die „Geister“ der in den Wellen Verstorbenen gesichtet hatten,
wurden auf Anordnung des Premierministers mehrfach Exorzismusriten
am Strand von Patong zelebriert, die die Geister ein für alle mal verban-
nen sollten. Zu diesem Zweck wurde unter anderen ein Trupp buddhisti-
scher Mönche aus Japan eingeflogen - ein nicht ganz billiges Unterfan-
gen. Der Exorzismus war vor allem darauf angelegt, die von den Geister-
geschichten verängstigten asiatischen Touristen zurückzuholen, vor allem
die Chinesen, Koreaner und Taiwanesen, unter denen der Geisterglaube
sehr verbreitet ist. Aber auch viele Thais blieben den betroffenen Gebie-
ten fern, denn die Geistergeschichten, die durch die lokale Presse und das
Fernsehen gingen, waren nun doch zu beängstigend. So grassierte bei-
spielsweise das Gerücht von einem ganzen Flugzeug voll von Geistern:
Ein Flugzeug war gechartert worden, Tsunami-geschädigte Touristen nach
Bangkok auszufliegen; nachdem jedermann an Bord gegangen war, hob
das Flugzeug planmäßig ab, und plötzlich bemerkten die Hostessen, dass
das Flugzeug völlig leer war - die an Bord gegangenen „Passagiere“ wa-
ren Geister gewesen, die plötzlich wieder unsichtbar waren. Geschichten
wie diese wurden von sehr vielen Thais völlig ernst genommen. Bemer-
kenswerterweise waren die meisten gesichteten Geister die von verstor-
benen Westlern, die scheinbar furchteinflößender sind, als die, einheimi-
scher Geister.
Der Tsunami bewies aber auch, dass ein sechster Sinn durchaus retten
kann. So berichteten zahllose Hundehalter, dass ihre Hunde Minuten be-
vor die Wellen zuschlugen ganz aufgeregt waren und vom Meer weglie-
fen. Ein Hundebesitzer am Surin Beach auf Phuket, mit dem ich sprach,
folgte seinem aufgeregt kläffenden Hund eine Anhöhe hinauf, und eine
Minute später krachte unter ihm die Welle ein und zerstörte sein kleines
hölzernes Strandrestaurant. Besitzer und Hund sahen aus sicherer Höhe
zu. Ein Hundebesitzer in Phuket City sagte, dass sein Hund sich schon ei-
nen Tag vor dem Tsunami unter dem Tisch verkroch und erst nach der Ka-
tastrophe wieder darunter hervorkam. An einigen Stränden rissen sich
Elefanten kurz vor dem Tsunami von ihren Eisenketten los und rannten in
schierer Panik vom Strand in Richtung Binnenland. Auf einem dieser Reit-
elefanten saß gerade ein kleiner britischer Junge, der so möglicherweise
dem Elefanten sein Leben verdankt. Die Eltern des Jungen verpflichteten
sich, dem Elefanten und seinem Halter lebenslang ein monatliches Zubrot
zukommen zu lassen.
Als Folge des Tsunami erlitt die Tourismusindustrie in der Tsunami-be-
troffenen Region einen Schaden in Milliarden-Baht-Höhe; viele Angestell-
te von touristischen Unternehmen wurden arbeitslos. Die beste Wieder-
aufbauhilfe: hinfahren, Spaß haben und Geld ausgeben. Die Geister
werden es wohlwollend und aus sicherer Entfernung beobachten.
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