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auf einen Teil der Straße erheben. Dazu genügt es, wenn man auf dem weißen Strich
fährt, der Fahrbahn und Pannenstreifen trennt.
Regel Nummer zwei: Umverteilung des Risikos auf den Autofahrer. Auf einer
schlechten oder unübersichtlichen Straße sollte man hemmungslos in der Fahrbahn-
mitte radeln. Die Botschaft an den heranbrausenden Lenkraddreher: Wenn du mich
überholen willst, dann muss du schon die Straßenseite wechseln und dich vorher
selbst überzeugen, dass kein Auto entgegenkommt. Wenn du dir nicht sicher bist:
Vergiss es! Das Risiko trägst du schließlich selbst.
Regel Nummer drei: Dem Autofahrer wichtige Entscheidungen abnehmen. Hat
man sich an alle bisheringen Regeln gehalten, so kann man nun nämlich selbst den
Überholzeitpunkt bestimmen. Nach rechts fahren heißt: „JA, jetzt kannst du von mir
aus überholen!“, und wird von nahezu jedem Autofahrer verstanden. - Auf den ers-
ten Blick mag es zwar unlogisch erscheinen: Aber wer vor einem von hinten nahen-
den Auto ängstlich zur Seite weicht, gefährdet sich nur selbst.
16.
Pain is so close to pleasure
Freddy Mercury
Heidelbeeren auf Pfannkuchen: Im Restaurant „Die drei Beeren“ - pardon, „Bären“ (der
Name basiert auf einem amerikanischen Kindermärchen), mästen wir uns für unsere erste
Etappe im neuen Staat Idaho.
Abgesehen vom Frühstück ist es ein lausiger Tag. Dank der Katze unseres Gastge-
bers und meiner Katzenallergie ringe ich nach Luft. Und das Radfahren macht heute
auch keinen Spaß.
Eigentlich hätte der heutige Tag die Goldene Saure Gurke der Reise verdient: Aber be-
kanntlich soll man den Tag nicht vor dem Abend verfluchen.
Unser Verhältnis zu Idaho ist von Anfang an gespannt. Als wir die Grenze überqueren,
präsentiert sich der neue Staat völlig anonym: Dicke, schwarze Gewitterwolken überall.
Kälte. Und Wind - stürmischer Wind.
Ganze Wolkenbänke rasen im Zeitraffertempo über den Himmel. Wir bremsen kurzfristig
für eine Regenfront, die offenbar vor uns die Fahrbahn überqueren möchte. Während den
entgegenkommenden Autos noch immer das Wasser aus den Kotflügeln rinnt, öffnet sich
auf einmal ein schmaler Schönwetterkanal entlang der Straße, und für einen Augenblick
sieht es so aus, als ob wir ohne nass zu werden (oder einen Blitz einzufangen) zur Sonnen-
seite Idahos überwechseln könnten.
Als wir nach insgesamt 25 Meilen in einem Wirtshaus unsere Mittagspause machen,
schließt sich jedoch die Wolkendecke innerhalb weniger Minuten. Während wir drinnen im
Warmen genüßlich eine Vier-Personen-Pizza verdrücken, schüttet und hagelt es draußen
wie verrückt.
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