Travel Reference
In-Depth Information
einzelner Mann sei für sie zu wenig, wird uns schlagartig klar: Die böse Angel hat schon
wieder nicht ordentlich gefrühstückt!
14.
Willkommen im Gelbsteinpark
Schild
Endlich der Yellowstone Park! Die Anfahrt ist traumhaft, akustisch untermalt vom lieb-
lichen Geplätscher des Shoshone River. Und die Straße steigt wider Erwarten nur unmerk-
lich an, eigentlich ziemlich mickrig dafür, dass dies schon die Rockies sein sollen.
Als wir kurz nach 18 Uhr den Parkeingang erreichen, erklärt uns der Ranger, dass wir bis
21 Uhr Zeit haben, den 30 Meilen entfernten Campingplatz zu erreichen. Dann ist's näm-
lich dunkel, die Straßen werden gesperrt und die Bären kommen aus dem Wald (huhuuh!).
Immerhin kann niemand behaupten, dass man in Yellowstone für sein Geld nichts kriegt:
Direkt nach der Maut (4 Dollar für Radfahrer) wird die Straße sofort steiler. - Wir klettern
unbeirrt weiter, lassen uns Zeit und fotografieren ausgiebig die Landschaft.
Fotografieren ist irgendwie wie einkaufen: Man kann sich vor Ort in einen gewissen
Rausch hineinsteigern - aber ob man das erwischt hat, was man eigentlich wollte,
merkt man erst, wenn man wieder zu Hause ist.
Dann ein Schild: „Construction Area“!
Man hatte uns schon vor ein paar Tagen gewarnt: Will man um diese Jahreszeit von Osten
in den Park, dann muss man mit umfangreichen Straßenarbeiten rechnen. Aber wir sind
ja zäh. Und Straßenarbeiten haben wir auch schon genügend überstanden. - Hochmut und
Gleichgültigkeit, in Gestalt zweier Radfahrer, dringen also unbeirrt immer weiter in den
Park vor.
Tatsächlich kommt der Gelbsteinpark über uns wie die sieben biblischen Plagen. Den
Anfang machen Schlaglöcher; zuerst nur ganz kleine, dann immer größere. Schließlich tie-
fe Krater. Dann: triefnasser Gatsch. Prompt rast ein gestresster Tourist mit seinem Van an
uns vorbei - damit steht der heutige Speiseplan der Grizzlies bereits fest: „Radfahrer im
Schlafrock“.
Aber das Einsprühen mit dem nassen Lehm kann ich auch selbst ganz gut. In Bo-
ston hatte ich mich aus rein ästhetischen Gründen gegen die Montage von Kotflügeln
entschieden. Das bereue ich nun ein wenig.
Bei der nächsten sanften Abfahrt tauchen wir auf einmal mitten in einer Kehre aus dem
Schatten des Waldes in gleißendes Gegenlicht. Im selben Moment geht die Lehmstraße in
eine Schotterpiste über. Zehn Meter Waschbrett-Querrillen mitten in der Kurve. Wir klam-
mern uns verzweifelt an den schlingernden, schlitternden Rädern fest. Als der Schotter
plötzlich tiefer wird, wird die Sache dann richtig gefährlich.
Einen Kopfsprung in den Kühlergrill eines plötzlich entgegenkommenden Lkws können
wir gerade noch vermeiden. Aber der Truck war bloß die Vorhut: Auf einmal wimmelt es
Search WWH ::




Custom Search