Travel Reference
In-Depth Information
Kurz bevor ich im Keller des Hauses entschlummere, ist mir, als ob das Sandmännchen
im Vorbeitrippeln an meinem rechten Ohr zieht und mit Fistelstimme hineinkichert: „Das
schafft ihr nie, hihi. Das schafft ihr nie, hihi!“
Tastentelefon-Scrabble
Ja, ja, das öffentliche Telefon … Ein ganzes Entertainment-Paket verbirgt sich hinter den
landesweiten 1-800-Nummern: Man nehme die Zahlenfolge 1-8-0-0, füge sieben weitere
Ziffern hinzu, und - Bingo! - schon ist man mit den freundlichsten und bestgelaunten Men-
schen des gesamten Landes verbunden. Zumeist sind es Firmen oder irgendwelche Dienst-
leistungsunternehmen, die über eine solche Nummer ihr Kundenservice anbieten und deren
Mitarbeiter darauf getrimmt sind, auch die allerdämlichsten Anrufer seriös zu behandeln
und ihre Fragen geduldig zu beantworten. Fast zu schön, um wahr zu sein: Für den Anrufer
ist eine solche Nummer auch noch gebührenfrei.
Wer jetzt meint, für einen solchen Anruf eine ausgeklügelte Nummernliste oder gar ein
Telefonbuch zu benötigen, ist völlig auf dem Holzweg: Tastentelefone sind in Amerika zu-
sätzlich mit einem Alphabet beschriftet. So kann sich der geschätzte Kunde die meisten
kommerziellen Nummern ganz einfach mit Hilfe eines Codewortes merken.
Augenblick! Das heißt doch nicht etwa, dass sich hinter jeder gängigen englischen Wort-
gruppe mit sieben Buchstaben eine kostenlose Telefonnummer verbirgt? - Aber ja! (Was
zu beweisen war …)
Auch der Radfahrer ist lernfähig: In ein paar faden Minuten an der Ostküste hatten wir
unser Glück noch mit irgendwelchen sieben Ziffern versucht. Jetzt, nach dieser „Codewort-
Erkenntnis“, sind der ausgehungerten Phantasie keine Grenzen mehr gesetzt.
1-800-FUCKYOU ist ebenso erreichbar wie 1-800-BIGTITS oder … (Moment, wieso sind
wir eigentlich so fixiert?!) natürlich auch 1-800-NEWYORK.
10.
Gesegnet sind die Radfahrer.
Bergpredigt
Bergprüfung: Heute sind die Big Horn Mountains dran. (Oder sind heute wir dran?)
Nachdem wir den Morgen mit unseren Gastgebern verplaudert haben (wieder einmal),
kaufen wir in Sheridan dringend notwendige (Über-)Lebensmittel ein. Unser wohldurch-
dachtes Konzept sieht vor, dass das Essen, das wir in die Berge hinaufschleppen, auch dann
noch reichen muss, wenn wir - abgeschnitten von jeglichen Supermärkten und Imbissbu-
den - die Nacht zwischen zähen, haarigen Big-Horn-Schafen verbringen müssen.
Beim Aufbruch von Sheridan ist es ungefähr zehn. 25 Meilen später erreichen wir den
äußersten zivilisierten Vorposten: Ein letzter Anruf daheim, so als ahnten wir, dass das Le-
ben, so wie wir es bisher kannten, abrupt zu Ende gehen wird. Aber was sind schon Ah-
nungen!
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