Travel Reference
In-Depth Information
informieren uns in der Lokalzeitung über die neuesten weltbewegenden Themen (Details
über die US-Olympiamannschaft und so). Nach einem Bad im städtischen Swimmingpool
(an der Oberfläche treiben die schönsten Mädels von South Dakota) geht's dann weiter
nach … - erraten: Westen!
Zehn Meilen später entfaltet sich vor uns das Missouri-Tal: Idyllisch und wunderschön
- eine prachtvolle, grüne Oase, die nachdrücklich zum Verweilen einlädt. Wären wir die
ersten Siedler, wir würden gar nicht mehr weiterfahren, sondern uns gleich hier ein Plätz-
chen suchen, irgendwo zwischen dem Campingplatz und dem Yachthafen. Da wir aller-
dings nicht die ersten Siedler sind und außerdem von unserer Anhöhe aus schon den Ge-
genhang jenseits der Brücke ausmachen können, genießen wir den Missouri und seine lieb-
lichen Ufer lieber ausgiebig aus der Vogelperspektive, um dann möglichst viel Schwung
für den nächsten Berg mitzunehmen.
Mit vollen Segeln rauschen wir ins Missouri-Becken hinunter, treten in die Pedale was
geht, werfen auf der Brücke einen kurzen, verliebten Blick nach links und rechts und jagen
dann auf der anderen Seite die gleiche lähmende Steigung wieder hinauf - jedenfalls einen
Teil davon: Nach ein paar hundert Metern nämlich versiegt unser Schwung wie ein kom-
promisslos zugedrehter Wasserhahn. Der Gegenhang ist aus der Nähe besehen doch ein
wenig steiler als vermutet - und daher ist nun erster Gang und kräftig kriechen angesagt.
Die Luft scheint zu glühen, so dass der Schweiß in kleinen Bächlein den Hals hinunter-
fließt. Die Sonne sieht bei alledem interessiert zu und lässt den aufgeheizten Asphalt dabei
so klebrig werden, dass man an manchen Stellen fast hängen bleibt.
Als der Berg endlich geschafft ist, öffnet er den Blick auf sanfte, begrünte Hügel (der
Amerikaner würde wohl sagen: „Rolling Hills of Green“), die so unmotiviert aus den fried-
lichen Wogen der Hochebene herausbuckeln, dass man glauben könnte, es schlummere un-
ter einem jeden von ihnen die Pyramidenvilla eines Inkafürsten. So weich sich hier die
Grasnarbe an die hügeligen Täler angepasst hat, so kompromisslos stolz gebärdet sich die
Straße: Schnurgerade, ohne den leisesten Versuch, dem auf ihr Reisenden den Anstieg aus
dem letzten Wellental durch einen Schlenker nach links oder rechts zu erleichtern.
Zum ersten Mal seit langem sind uns wieder 40 mph bei einer Abfahrt vergönnt. Ansons-
ten zehrt das ewige Auf und Ab ziemlich an den Kräften. - Dann ein viel sagendes Schild:
„Winner - where the West begins. 21 Miles“. - Man stelle sich nur vor: Seit über einem
Monat fahren wir nun schon nach Westen. Und jetzt sind wir in einer guten Stunde da …
Die Stunde zieht sich. Kein kühlender Baum in Sicht. Nichts, wo sich sinnvoll eine
Pause machen ließe. Sogar die Telegraphenmasten sind zu dünn, um sich mit eingezoge-
nem Bauch in ihren Schatten stellen zu können. Hügel, Hügel, Hügel - und immer wieder
Täler. Dann, endlich, ein Beisl an der Straße.
Vor dem einzigen Cola-Automaten weit und breit (Tobi bleibt inzwischen bei jedem
dieser Dinger stehen) treffen wir den Indianer Bruce Stands-with-him. Ich will na-
türlich sofort wissen, was es mit dem ausgefallenen Namen auf sich hat („Steht-mit-
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