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Es ist mal wieder sauheiß. Nach 30 Meilen legen wir in Swea City eine Mittagspause ein.
Am städtischen Swimmingpool kommen wir dabei nicht vorbei, für ausgiebige Plansche-
reien fehlt uns heute allerdings die Muße. So lagern wir stattdessen kurzerhand im angren-
zenden Park unter einem Baum und sehen uns das kühle Nass aus der Entfernung an.
Unser Kontakt mit den Einheimischen von Swea City beschränkt sich auf eine äußerst
kleinkarierte und eine geradezu historische Szene: 1. Stefan fängt sich die Rüge eines
Passanten ein („The Toilets are over there!“), als er sich mitten im Park an einer Pappel
vergeht. (Wohin pinkeln in Amerika eigentlich die Hunde?) 2. Ein kleiner Junge namens
Dave schaut mir aus sicherer Entfernung auf seinem Kinderklapprad beim Justieren der
Gangschaltung zu und sagt schließlich mit allem ihm zu Gebote stehenden Mut: „That's a
nice bike!“ Ich lächle Dave freundlich an und erwidere respektvoll: „Yours isn't bad eit-
her!“ - Wer weiß, vielleicht wird der Junge einmal ein bedeutender Radfahrer wie Eddie
Merckx oder Miguel Indurain: „Der große Dave aus Swea City!“ Und ich war dann mög-
licherweise seine Schlüsselfigur.
Nachdem wir uns im Schatten ein bisschen abgekühlt haben, hält uns nichts mehr: Auf
nach Fairmont. Mit soliden 12 mph geht es weiter nach Westen. Die rechtwinklig verlau-
fenden Straßen und ihre Beschilderungen erinnern schon sehr an New Yorks Manhattan
(„254 th Street“, „255 th Street“, „256 th Street“). Natürlich, damals zur Gründerzeit war ja die
Kurve noch nicht erfunden, und Stars gab's auch keine, nach denen man die Straßenzüge
hätte benennen können (so wie „John F. Kennedy Drive“ oder „Elvis Presley Boulevard“).
Als wir an der nächsten Ecke einen Haken nach Norden schlagen, auf einmal eine uner-
wartete Erkenntnis: Ach, daher weht der Wind! Anstatt wie bisher mit 12 mph sind wir nun
plötzlich mit 25 Meilen unterwegs.
Wir fliegen dahin. Dafür steht uns jetzt auf einmal der Schweiß auf der Stirn. Logisch,
wenn man in „Windeseile“ unterwegs ist, dann ist das ungefähr so, als ob man bei Flaute
stehen bleibt: heiß!
Ich bremse zum ersten Mal in meinem Leben für eine in gleicher Richtung reisende
Wolke, damit ich mich für ein paar Minuten in ihrem Schatten von der Sonne erholen
kann.
In Fairmont suchen wir uns als Erstes einen See, um uns mit lautem Zischen hineinfallen
zu lassen.
Während ich prüfe, ob sich in den Badeanlagen vielleicht eine Möglichkeit zur Über-
nachtung findet, versucht Stefan vom Häuschen der Bademeister aus, ein paar wichtige
Männer (wie den Bürgermeister und den Pfarrer) anzurufen.
Schließlich erklärt sich Matt, einer der Lifeguards, dazu bereit, uns nach dem Rennen bei
sich unterzubringen.
Als wir uns wenige Minuten später auf dem Rasen am Ufer des Sees niederlassen,
quatscht uns auf einmal eine Frau an (Sie habe da ein paar Gesprächsfetzen aufgeschnappt,
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