Travel Reference
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lerne Brust von Superman lauert. Vielleicht auch ein Hauch vom genialen Dr. Jekyll und
seinem durchtriebenen Alter Ego Mr. Hyde.
Und nachher? Was wird nachher sein? Wird es uns wie der psychisch labilen Kinolegen-
de Rambo gehen? Wird uns eine Rückkehr nach Hause danach noch möglich sein? Oder
werden wir vielleicht irgendwo in diesem großen Land die Besinnung verlieren, geblendet
heimwärts torkeln und einen Aushilfsjob im Supermarkt annehmen?
Wirklich ernsthafte Sorgen machen wir uns aber über das „Danach“ noch keine. „Da-
nach“, das ist im Augenblick wie: „Was passiert nach Himmel und Hölle?“ Oder: „Wenn
ich groß bin, möchte ich Kaiser von China werden - und dann …?“ - Was ist schon wirk-
lich von Bedeutung, wenn man alles erreicht hat, was man will?
Minutiös planen wir unsere Reise: Monatelang erzählen wir allen, was wir vorhaben
(Was haben wir eigentlich genau vor?!), legen uns zum Schlafengehen eine kleine, bunte
Amerika-Karte aufs Nachtkästchen, schieben für sprachlich korrekte Träume ein Englisch-
Wörterbuch unter das Kopfkissen und beruhigen unsere nach Bewegung lechzenden Beine
damit, dass wir wohl auch unterwegs irgendwann in Topform kommen werden. Denn jetzt
- jetzt ist es zu spät zum Trainieren. Die Flugtickets sind schon ausgestellt, die Blumen ge-
gossen, der Wellensittich verkauft. Jetzt gibt es kein Zurück mehr.
New York
Aufwachen in New York. Und gleich in den sauren Apfel beißen: Wir geben uns wirklich
viel Mühe mit dieser Stadt - lassen uns die Haare schneiden, kaufen coole Sonnenbrillen,
gehen im Central Park laufen, trinken quartweise mexikanische Margharitas und gallonen-
weise amerikanisches Bier, essen Hamburger und sehen uns sogar ein (eigentlich stinklang-
weiliges) Baseballspiel an.
Trotzdem, schon am zweiten Tag beschleicht uns eine gewisse Rastlosigkeit - ähnlich je-
ner Unruhe, wie sie die Menschen in San Francisco 1989 vor dem großen Beben überkom-
men haben muss: Eigentlich ist nichts von dem, was wir hier trinken - äh, tun, für unsere
eigentliche Aufgabe von Bedeutung! Wir vertrödeln Zeit …
Aber dafür gibt es gute Gründe: Eine Radfirma in Wisconsin hat sich bereit erklärt, uns
für diese Reise die Ausrüstung zur Verfügung zu stellen. Nach Wunsch wird man uns zwei
spezielle Fahrräder an ein Radgeschäft in Boston liefern, allerdings erst in drei Tagen.
Noch ist also Entspannen angesagt. Es gibt nichts, was wir tun könnten - jedenfalls
nichts, um die Sache zu beschleunigen: An den drei Tagen ist nicht mehr zu rütteln. So lan-
ge müssen wir ausharren. Zeit genug, um inzwischen in New York ordentlich auszuflippen.
Tobi ist der Erste, er bekommt heute Mittag beim Laufen im Central Park plötzlich
die Krise: allein gegen die großen USA, gegen die große Zeit und gegen den großen
Schweinehund (und damit meint er nicht mich, sondern den eigenen, inneren) … -
Nachdem es mir gelungen ist, ihn wieder zu beruhigen, erwischt es wenig später auch
mich.
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