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ist beileibe kein zufälliger Prozess. Aber steuern lässt er sich deswegen noch lange nicht -
und zumeist nicht einmal vorhersagen.
23.
A rest day is a day that gives you the rest.
Radfahrer-Lexikon
Nach dem Frühstück geht es wieder zurück in die Radzentrale. Unserer aufgestauten Un-
zufriedenheit über die Räder (verdammte Reifenflickerei!) und unseren Befürchtungen für
die letzten zwei Drittel der Reise haben wir bereits gestern freien Lauf gelassen.
Die Radfirma verspricht uns nagelneue, stabilere Reifen, die unsere schweren Sat-
teltaschen leichter verkraften, und Tobi eine gerade Lenkstange. Bei der anderen -
Modell „Holländischer Käse“ - schlief ihm immer die linke Hand ein. Trotzdem, so
richtig zufrieden sind wir doch nicht: Wenn uns die „Trek“-Leute jetzt tatsächlich al-
le unsere Wünsche erfüllen, dann haben wir ja auf einmal gar nichts mehr zu motzen!
Natürlich geht der Reifenwechsel bei Trek nicht im Formel-1-Tempo. Weil Stefan über-
dies noch sein neues Rad justieren lassen muss, schieben wir nach der Hetzerei der ver-
gangenen zwei Tage einfach noch einen Tag Pause ein.
Am frühen Nachmittag überkommt uns allerdings schubartig ein fiebriges Zittern. Als
sich etwas später auch noch die ersten Schweißausbrüche einstellen, erkennt Joel - ein äu-
ßerst erfahrener „Trek-Mann“ und unser heutiger Gastgeber - die Symptome auf Anhieb
und erklärt uns, dass es sich dabei nur um die Folgen eines allzu abrupten Fahrradentzugs
handeln kann. Mit erschütternder Selbstlosigkeit packt er kurzerhand drei nagelneue Test-
MTBs ins Auto und setzt sich hinters Steuer. Per Landrover geht es dann eine gute Stunde
in nördlicher Richtung aus der Stadt hinaus. Während der Fahrt erklärt uns Joel alles Wis-
senswerte über die anstehende Therapie: „Trek-Mountainbike-Trail“ heißt die Behandlung,
die angeblich geeignet sein soll, auch die hartnäckigsten Radfahrerleiden ein für alle Mal
zu kurieren. (Juhuu! Wir waren ja schon so lange nicht mehr auf dem Rad …) In der Nä-
he eines Kaffs namens Whitewater brettern wir dann mit den Rädern 20 Meilen in voller
Fahrt über Stock und Stein. - Toll, endlich muss man keine Sorgen haben, dass die Dinger
auseinanderfallen!
Zwei bis drei mühsame, anstrengende und gefährliche Stunden - ein echter Spaß!
Ohne die schweren Radtaschen ist das, als ob man fliegt! Aber, sind wir noch ganz rich-
tig im Kopf? Haben wir an unserem freien Tag wirklich nichts Besseres zu tun?!
Während der Rückfahrt im Auto fängt es auf einmal zu tröpfeln an; wenig später graben
wir unseren Weg durch eine dunkelgraue, kilometerdicke Wasserwand. Ein unglaubliches
Gefühl, dabei ausnahmsweise mal ein Dach über dem Kopf zu haben - fast wie unver-
wundbar!
Bei Joel daheim verputzen wir einen Berg Lasagne (Joels Frau macht die beste Lasagne
dieser Reise) und eine Hügelkette von Brownies (haben wir seit Jahrzehnten nicht mehr ge-
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