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galen: Dabei kommt dann Weizenbier mit Kirschgeschmack raus. Oder Wodka von einem
Herrn namens „Popov“.
Es kommt einiges zusammen. Als wir mit vollem Wagen bei der Kasse antreten, mustert
uns die Kassiererin misstrauisch. Irgendwas ist hier faul. Nur, was? - Als brave Amerika-
nerin beschleicht sie schließlich das Gefühl, dass sie hier wohl irgendwo weltverbessernd
eingreifen sollte. Bloß wo?
Ich reiche ihr meinen Pass. Die Kassiererin zieht die Augenbrauen hoch. Sie dreht
den Pass um und betrachtet die Rückseite. Jetzt sieht er aus wie ein kommunistischer
Parteiausweis. Mit bewundernswerter Standhaftigkeit weigert sie sich, noch einmal
auf die Vorderseite zu blicken. Denn dort steht „Passport“ drauf. Und das passt of-
fensichtlich nicht zu ihrem Plan.
Schließlich gibt mir die Kassiererin zu verstehen, dass sie mit dem Ding nichts an-
fangen kann. Aber ich bleibe hartnäckig. Ich mache sie darauf aufmerksam, dass es
mir mit diesem „Parteibuch“ doch immerhin gelungen ist, in die Vereinigten Staaten
einzureisen. Das macht Eindruck. Eine Kollegin schaltet sich ein. Sie weiß, wo Eu-
ropa liegt. Ich gewinne Schwindel erregend an Glaubwürdigkeit, und so dürfen wir
schließlich mitsamt der Ware passieren.
Im Wäldchen hinter der Schule wird dann die Beute im Lichtkegel unserer beiden Ami-
Schlitten unter viel Gekicher und Heimlichtuerei konsumiert (unter anderem ein Zimtlikör,
den nur „Young Americans“ ohne zu erbrechen trinken können). Mit einem europäischen
Wagen hätte Kyle auf dem holprigen Waldweg wahrscheinlich einen Achsbruch riskiert.
Aber bei den amerikanischen Schlachtschiffen! (Komisch: Irgendwie scheinen sie für ge-
nau solche Aktionen ausgelegt zu sein …)
Den restlichen Abend verbringen wir - nachdem wir uns Mut (hihihi) angetrunken haben
- in einer Teeny-Disco ( „Mädchen! Wann haben wir das letzte Mal richtige Mädchen ge-
sehen!!!“ ). Hier gehen wir locker als 18 durch - wenn man älter ist, darf man nämlich gar
nicht hinein.
Keine Gefahr für Tobi, das 25-jährige Milchgesicht!
Das wurde spätestens in dem Moment klar, als ich einem Mädel drinnen aus Versehen
mein richtiges Alter gesagt hab'. Die fühlte sich schlicht verarscht.
Ansonsten ein wirklich interessantes Schauspiel. Arme Kinder, die in einer Kleinstadt
wohnen! Wie soll man hier als Eingeborener die Sau rauslassen, wenn's morgen die ganze
Stadt weiß?
Anschließend (natürlich sperrt die Teeny-Disco pünktlich um ein Uhr) lassen wir uns mit
unseren neuen Freunden außerhalb der Stadt auf einer Waldlichtung nieder. Bei Lagerfeuer
und Autoradio wird weitergebechert. Um vier Uhr müssen wir einen der Jungs halbnackt
aus seinem Auto zerren, damit uns ein anderer, bekleideter, wieder in die Stadt zu unserem
Wohnwagen bringen kann. Kyle hat im Rausch versprochen, unsere Fährtickets auf den
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