Travel Reference
In-Depth Information
So langsam gewinne ich nun auch eine gelassenere Einstellung zu unserer Reise. Insbe-
sondere, seit ich mir heute Morgen beim intensiven Studium unserer Karten jegliche Illu-
sionen bezüglich Dauer und Mühseligkeit dieses Abenteuers genommen habe …
16.
Beam mich rüber!
Tobi an Brücke
Am Morgen macht es uns Flori mit Eiern, Speck und selbst gebackenem Gugelhupf ver-
dammt schwer, Petrolia zu verlassen.
Wie es der Zufall so will, findet heute Mittag im Örtchen Sarnia ein als kroatisches Va-
tertagspicknick getarntes Fressgelage statt, zu dem auch wir eingeladen sind. Damit ist
der Plan perfekt, denn Sarnia liegt genau auf unserer Route nach Blue Water Bridge, dem
Grenzübergang nach Michigan.
Drago packt kurz entschlossen sein Peugeot-Rad aus und klinkt sich in unseren
Windschatten-Zweier ein. So strampeln wir gemütlich die 15 Meilen zur Stätte des kulina-
rischen Lasters, wo wir herzlich empfangen und mit allerlei Leckereien verwöhnt werden.
Zwei Lämmer und zwei Spanferkel produzieren zudem ein ganz vorzüglich würziges Bra-
tenfett, weshalb sich in kürzester Zeit die wahren Kenner - also auch wir - mit Brotstücken
bewaffnet um die Auffangwanne postiert haben und gierig die fettige Soße in sich hinein-
schlürfen, als wenn's nichts Feineres auf Erden gäbe.
Danach nützen wir die Gelegenheit, mit fettigen Fingern und Maßband unseren Reifen-
umfang präzise zu bestimmen (200-0-200; was für Traummaße!), um so unsere tatsächli-
che Kilometerleistung endlich richtig zu berechnen. Die Radcomputer müssen justiert, die
gefahrenen Meilen neu eingegeben werden.
Wegen des großen Erfolges bei der Herfahrt bieten wir Drago an, mit uns doch auch noch
das letzte Stück nach Frisco mitzukommen. Drago lehnt lausbübisch grinsend ab: Er würde
ja gerne, aber Flori, seine Frau …
Voll gefressen und ein wenig träge erreichen wir gegen 14.30 Uhr Blue Water Bridge.
Über diese hohe Brücke müssen wir kommen. Alternativen gibt es keine. Nur, an dem
Brücklein wird leider gerade gebaut: Einspurig kriechender, stinkender Kolonnenverkehr
in beiden Richtungen und der unmissverständliche Hinweis: „Sorry, no Bikes beyond this
point!“ - also keine Räder jenseits dieser imaginären weißen Linie, die da irgendwo (völlig
unsichtbar!) zwischen uns und der Brücke liegt.
Wir sind bestürzt: Für die Bauarbeiter ist es ja nur eine kleine Blauwasserbrücke, aber
für uns? Wird nun etwa unsere kapitale Kontinentdurchquerung an der Bürokratie dieser
miesen kleinen …
Ehe wir uns einen (einen dieser miesen kleinen…) zur Brust nehmen können, kommt Joe.
Joe ist keiner von den miesen Kleinen. Er gehört zwar auch zur Aufsichtsbehörde, aber er
ist ziemlich groß. Und zur Brust nehmen wollen wir ihn uns dann auch nicht, allein schon
Search WWH ::




Custom Search