Travel Reference
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in den USA, einfach aufschrauben lassen, merken wir leider zu spät: Die Kanadier müssen
sich wohl jedes Mal über diese dämlichen USA-Touristen mit ihren perforierten Handflä-
chen kaputtlachen …
Zu vorgerückter Stunde (die Kinder sind schon im Bett) dürfen wir noch einen verstoh-
lenen Blick in ein Rinder-Erotik-Magazin werfen. Nacktfotos von Zuchtbullen! Toll. - Er-
nüchternd für die grasenden Leder-Ladys: Der Bauer selbst - und niemand anders - sucht
den Samenspender aus.
13.
Surfin' USA
Brian Wilson
Feuchter Dreck - so ungefähr fühlen wir uns nach diesem langen, beschissenen Vormit-
tag. Dabei fing alles eigentlich ganz nett an: Während wir in unserem Zelt von einer Wie-
dergeburt als Zuchtstiere träumten, kamen draußen auf der Weide doch tatsächlich zwei
schwarze Schafe zur Welt.
Bevor ich den Bauern fragen kann, ob er die zwei nicht nach uns benennen will, ist Stefan
schon auf den Highway hinausgerollt und dreht sich freundlich winkend nach mir um. Ich
glaube, er hat was gegen schwarze Schafe …
Bei Arby's in der nächsten Stadt vertilgen wir noch schnell unsere allerersten Pancakes
und dann haben die örtlichen Truckfahrer offensichtlich Großkampftag: Die Lastwagen
fahren so schnell an uns vorbei, dass uns die Druckwelle um einen guten Meter nach außen
wirft (besonders unerfreulich, wenn der Pannenstreifen - wie hier in Kanada - nur ein paar
Zentimeter breit ist), oder sie fahren so knapp, dass einen die mannshohen Radwalzen re-
gelrecht ansaugen.
Die Erleuchtung kommt nach dem vierten oder fünften Angstschweiß-Ausbruch: Yeah,
Truck-Surfing! Eine neue Sportart ist geboren. Motto des megacoolen Trend-Events:
Nimm mich - aber bitte küss mich nicht (und schon gar nicht mit diesen dicken, wulstigen
Reifen).
Großstadt-Junkies sind Fingernageldreck gegen uns!
Wie's funktioniert? Ganz einfach: Lastwagen auswählen (möglichst groß), ausharren, bis
er überholt, Druckwelle abwarten, kraftvoll gegenlenken, zeitgerecht in den Sog hineinfah-
ren (erst, wenn man sicher ist, dass nicht noch ein Anhänger kommt) und sich dann ent-
sprechend weit mitziehen lassen. Adrenalin als Droge. Bungie-Jumping ist was für Volks-
schüler!
Die Ernüchterung kommt mit dem Gegenwind. Und der schlägt wieder knallhart zu, so-
bald du die Nummerntafel vor dir nicht mehr lesen kannst. Um zwei Uhr nachmittags sind
wir von unserem neuen Hobby so ausgelaugt, dass wir im Schatten hinter einem Geräte-
schuppen unsere Iso-Matten ausrollen und uns eine Runde aufs Ohr hauen.
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