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So ist das mit Amerika: Ein Wort gibt das andere, und ehe man sich's versieht, ist man
auf eine Garage und eine heiße Dusche eingeladen …
Am Abend gehen wir noch ein bisschen spazieren und flüchten vor einem hereinbrechen-
den Unwetter in ein Dartslokal. Nach einer vernichtenden 501er-Niederlage gegen die Ein-
heimischen werden wir wieder einmal vor dem restlichen Amerika und seinen miesen Be-
wohnern gewarnt. Danach prophezeit man uns Ruhm: Toll sei das, dass wir es (was eigent-
lich?) nicht für Geld machen, sondern aus Idealismus! - Ja sicher, Geld wäre auch nicht
schlecht gewesen, wenden wir ein (wenn uns jemand welches angeboten hätte). Doch für
Jodie, den Einheimischen, ist der Fall klar: Die Medien werden uns suchen. Sie werden uns
finden. Und sie werden uns berühmt machen, ob wir wollen oder nicht. - Wir entgegnen:
„Jodie, quit living in dreams. Jodie, life is not what it seems!“, und fügen hinzu: „Niemand
wird uns finden!“ Und dabei bleibt es. (Der Rest ist österreichische Popgeschichte …)
Draußen geht in der Zwischenzeit die Welt unter. Göttervater Zeus hat aus Versehen sein
Badewasser über Whitney Point ausgelassen und scheint darüber so wütend zu sein, dass
er gleich die Familienpackung Blitz & Donner (20% mehr Inhalt) hinterherschmeißt. Als
die Feuerwehr deshalb mit Pauken und Posaunen ausrückt, springen viele Gäste von ihren
Barhockern auf und stürzen zum Fenster: Nicht, weil vielleicht der Einsatz so interessant
wäre. Aber man will doch sichergehen, dass er nicht dem eigenen Haus gilt.
Danach fährt uns Jodie netterweise mit seinem Amphibien-Ford „flußaufwärts“ nach
Hause: Er und Charley, der pensionierte Cop, der uns heute beherbergt, sind gute Freunde,
erzählt er uns auf dem Weg. - Jodie kennt Charley!? Die Welt ist doch klein!
Jodie ist auf den ersten Blick ein angenehmer, junger Durchschnittstyp mit Haus, Fami-
lie, Schulden und einer nicht zu überhörenden Portion Neid auf unsere „zügellose“ Frei-
heit. Als er von Charley, unserem allein lebenden Gastgeber, nur Gutes erzählt, verschafft
er mir damit ein wenig Erleichterung: Charley war vom ersten Moment an so freundlich
und ruhig, dass sich jetzt in meinem Unterbewusstsein doch ein kleiner Knopf gelöst hat.
Nach einem letzten Pläuschchen zu viert in Charleys Wohnzimmer (in der Ecke lauern
zwei blank geputzte Schrotflinten auf gesetzlose Rechtsbrecher - der allerübelste Ab-
schaum -, und im Schlafzimmer läuft statt des Fernsehers der Polizeifunk) hauen wir uns
in die Falle. „Morgen ist auch noch ein Tag“, liegt uns beim Abschied auf der Zunge. Aber
das sagt man zu leichtfertig, wenn man einen Kontinent zu durchqueren hat.
8.
Buy a Harley!
Kreischende Frau aus fahrendem Auto
Endlich, wir haben den zweiten Gang gefunden! - Um 11 Uhr liegen die ersten 30 Meilen
jedenfalls bereits hinter uns. Zwischen Zeige- und Mittelfinger von New Yorks seltsam ge-
formten „Finger-Lakes“ zischen wir gegen Nordwesten auf Niagara Falls zu. - „Niagara“:
Noch wissen wir nicht einmal, wie man dieses Wort wirklich ausspricht, weshalb wir im-
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