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Angebot auszuprobieren, und trinken ein Gläschen (auf die Nieren ganz allgemein, dann
auf die linke, auf die rechte, auf die des Barkeepers, des Lokalbesitzers, der vielen unnah-
baren Mädchen usw.).
Natürlich haben wir uns vorher ein kostenloses Nachtlager organisiert: Im Hinterhof des
Woodstocker Radgeschäftes breiten wir eine zufällig gefundene Plastikplane über eine zu-
fällig vorhandene Gartenlaube. Der Besitzer hat vorsichtshalber den Sheriff angerufen -
der Arm des Gesetzes soll schließlich wissen, dass wir nicht zu den üblichen Typen gehö-
ren, die sonst in diesem Hinterhof herumlungern.
Woodstock entpuppt sich als die „ordentlichste“ Stadt des gesamten Kontinents: Natür-
lich gibt es hier hie und da Alkoholprobleme und auch so etwas wie Arbeitslosigkeit. Trotz-
dem, kein einziger betrunkener Sandler in der ganzen Stadt - dafür ein paar Hippies mehr
als anderswo …
6.
You're gonna meet some really weird people out there …
Nick, Boston
Seit heute Nacht sind wir die Wuzelkönige von Woodstock. Wider Erwarten spielen die
Amis in ihren Beiseln auch Tischfußball. („Was, das kann man auch auf Rasen spielen?“)
Die Tische sehen zwar ein bisschen komisch aus (es gibt drei Torwarte - für jeden, versteht
sich). Aber sonst haben sich die Burschen (und Mädels) ganz passabel bis drei Uhr früh
gegen die endgültige Vernichtung durch das österreichische Dreamteam gewehrt.
Tobi und Samuel Adams haben unseren Schlafplatz in der Nacht erfolgreich mit
einem ausgedienten Golfschläger gegen einen Alt-Hippie verteidigt, der Frieden und
Glück ausgerechnet im Müllcontainer neben dem Radgeschäft suchte und dabei auch
ein verliebtes Auge auf unsere Räder geworfen hatte.
Wir erwachen entgegen allen Befürchtungen nicht im strömenden Regen. Trotz wenig
Schlaf sind wir mental erfrischt: Die vergangene Nacht war wirklich nett und damit Basis
genug, um heute bei anfänglich kühlem, ein wenig regnerischem Wetter wieder kräftig in
die Pedale zu treten.
Nur die Straße spielt irgendwie nicht so richtig mit. Wenn die Amis wüssten, wie man or-
dentliche Serpentinen baut, dann hätten wir diesen Achterbahn-Tag in der Hälfte der Zeit
erledigen können. Aber denen ist das Wurscht. Hier fahren die Leute ja sogar zum Brief-
kasten mit dem Auto.
Es ist schon seltsam: Eigentlich hatte ich immer gedacht, dass sich die Menschen in
Amerika von uns Europäern durch irgendetwas grundlegend unterscheiden würden.
Aber im Prinzip sind die Leute hier genauso wie zu Hause; es ist nur das Land, das
offener und weiter ist. Das gibt den Leuten die Chance zu mehr Freiheit und Offen-
heit - manchmal allerdings auch zu größerer Spießigkeit.
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