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Nach Calistoga und den „Likör-Bergen“ (mehr als 12% …) geht mir alles ziemlich
auf den Wecker: aggressive Autofahrer, schlechte Straßen, Glassplitter, schleifende
Bremsen, kaum Sicht durch den ewigen Wechsel von Licht und Schatten, später dann
durch die fortschreitende Dämmerung und den Dreck auf meiner Sonnenbrille.
Auf Höhe von Interstate 101 (per Auto könnten wir wohl schon in einer guten Stunde in
San Francisco sein) halten wir Kriegsrat. Wir sind fix und fertig und hätten noch 15 Meilen
bis zu unserer „Bekannten“, die südlich von Santa Rosa in Cotati wohnt. Alternativ dazu
gibt es auch hier eine Schlafgelegenheit in einer Kirche. - Die verlockende Distanz von
Cotati nach San Francisco (wir könnten morgen zu einem vernünftigen Zeitpunkt am Pa-
zifik sein und eventuell sogar noch San Francisco erreichen) verführt uns schließlich zum
Weiterfahren. Nach einigen Kilometern wird es plötzlich unerwartet kalt (später erfahren
wir, dass dies bereits zum typischen San-Francisco-Wetter gehört), wenig später auch dun-
kel. Wieder fahren wir mit Taschenlampen - jetzt haben wir ja schon Übung.
Nach scheinbar endlosen Irrfahrten erreichen wir doch noch das Haus von Barbara. Dort
empfängt uns ein freundliches Ehepaar mit wärmender amerikanischer Herzlichkeit: Nach
ein paar Sandwiches kehrt mit unseren Kräften auch die gute Laune zurück - und bekommt
noch kurz vor dem Schlafengehen einen Freudenjauchzer aufgesetzt, als uns Barbara für
diese Nacht ihr Schlafzimmer überlässt. Da steht doch tatsächlich in einer Ecke ein großer,
einladender Whirlpool. Versöhnlicher kann ein Tag wie dieser nicht ausklingen!
6.
What you get is what you see!
Tina Turner
Wie der nobel reisende Weltenbummler weiß, verfügt das San Francisco Hilton über ein
höchst ungewöhnliches Garagensystem: Man kann mit dem Wagen bequem in jedes ein-
zelne Stockwerk fahren und sein Vehikel praktisch vor der Zimmertür abstellen. Selbstver-
ständlich kann man mit dem Auto aber auch das Dach erreichen. - In Anbetracht dieser
Tatsache hatten wir gestern im Whirlpool eine nahe liegende Idee: Wir ziehen in San Fran-
cisco ein kleines Medienspektakel ab, informieren die Presse von unserer Ankunft und ge-
winnen das Frisco-Hilton als Sponsor. Dafür, dass das Hilton uns in einem seiner (bestimmt
unausgelasteten) Zimmer nächtigen ließe, würden wir dann den offiziellen Endpunkt un-
serer Reise auf das Dach des Hotels verlegen, mit den Rädern bis ins oberste Stockwerk
strampeln und so der Luxusherberge zu spektakulärer, nie da gewesener Publicity verhel-
fen.
Fast bis Mittag telefonieren wir in dieser Angelegenheit herum und versuchen, die Sache
mit der Übernachtung in Frisco zu fixieren. Aber irgendwie kommt der Medienrummel um
zwei radelnde Ausländer in San Francisco trotz mehrerer Anrufe bei Zeitung und Fernse-
hen nicht wirklich ins Rollen, das Hilton ist außerdem angeblich ausgebucht und der Mana-
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