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dafür morgen ein bisschen mit seiner Frau unterhalten, die einen Deutschkurs in Red Bluff
belegt hat. - Na ja: Unser Deutsch ist zwar schon ein bisschen eingerostet - aber was tut
man nicht alles für eine Übernachtung …
Damit wir keine Chance haben, ihm beim Aufbauen der Zelte zu helfen, schiebt uns Hen-
ry in einem unbewachten Augenblick noch schnell einen weiteren Pitcher Bier hin, springt
auf, läuft nach Hause, stellt die Zelte in den Garten und ist zurück, noch ehe wir nach dem
letzten Schluck rülpsen können.
Vor dem Schlafengehen dürfen wir in Henrys aufblasbarem Gummi-Pool planschen.
Kaum sind wir dem nächtlichen Bad entstiegen, da kommt Ehefrau Valerie von der Arbeit
nach Hause. Nach einem kurzen, angeregten Pläuschchen beschließen wir allerdings, die
weitere Konversation auf morgen zu verlegen. Valerie wünscht uns in tadellosem Deutsch
eine „Gute Nacht“.
2.
Lazy Sunday Afternoon
The Small Faces
Gegen 4 Uhr 30 fangen zwei Hähne an, laut und falsch im Duett zu krähen. Zu gern wür-
den wir das Problem auf amerikanische Art lösen - aber das Schießeisen haben wir leider
bei Charlie in St. Anthony gelassen. Wir könnten den Viechern natürlich auch die Patro-
nen, die uns unser Lieblingswaffennarr als Andenken mitgegeben hat, an den Kopf werfen.
Aber pro Hahn hätten wir dann nur einen Wurf. Und die Tiere sehen so aus, als ob sie je-
derzeit zu einem Gegenangriff bereit wären.
Valerie freut sich so sehr, dass sie endlich jemanden zum Deutschüben hat, dass wir den
Zeitpunkt unserer Abreise praktisch selbst bestimmen können. Es passiert wohl auch nicht
alle Tage, dass in Dales (so heißen die fünf Häuser nämlich) zwei Radfahrer aus Europa
vorbeikommen.
Wir verbringen den Tag mit Nichtstun, ziehen uns im Häuschen unserer Gastgeber nicht
weniger als fünf (jugendfreie) Videofilme rein und genießen den Luxus, die Olympischen
Spiele wieder einmal live sehen zu können ( 3000-Meter-Hindernis-Lauf, meine persön-
liche Lieblingsdisziplin! )
Dafür, dass wir hier beinahe nicht einmal stehen geblieben wären, schlagen wir jetzt
schon ziemlich Wurzeln. Valerie und Henry leben in einem dieser amerikanischen Billig-
Fertighäuser, die man auf Rädern durch die Landschaft karrt und dann einfach irgendwohin
stellt. Im Wohnwagen nebenan haust Valeries Schwester mit ihrem Freund. Der Rest des
Grundstücks ist Tiergarten-Areal. Die wichtigsten Attraktionen: zwei Truthähne, zwei Zie-
gen, ein paar Hühner, ein Haufen Enten und Gänse sowie jene zwei Hähne, die uns schon in
der Nacht unangenehm aufgefallen sind. Außerdem hat Valerie noch zwei Frettchen, zwei
oder drei Katzen und einen äußerst liebenswerten, weil völlig verschmusten Rottweiler na-
mens Franklin. Franklin ist ein bisschen doof - angeblich, weil früher sein Lieblingsspiel-
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