Travel Reference
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Equator Sun (Äquatorsonne): Gebratenes Eigelb.
Sunrise (Sonnenaufgang): Ein halbes Spiegelei.
Sunlight : Ein Spiegelei, das dem Gast aber nur gezeigt wird.
30.
Rushing head long in the wind
Out where only dreams had been
Garth Brooks
Ein historisches Datum: „Am 60. Tage nach ihrer Abreise von der Ostküste des neuen
Kontinents erreichten die beiden Pilger nach genau 5906 Kilometern gegen 11.20 Uhr den
goldenen Staat Kalifornien. Das Land, nach dem schon so viele vor ihnen gestrebt hatten,
der Traum, an dem schon so viele gescheitert waren!“ - Landschaftlich verändert sich al-
lerdings nicht viel.
Mein Hinterrad hat kurz nach der Grenze beschlossen, Zahnausfall, pardon, Speichen-
ausfall zu bekommen. Und zwar ausgerechnet auf der Seite, an der man ohne Spezialwerk-
zeug nichts auswechseln kann. Es reizt mich sehr, mit dieser „Leiche“, so, wie sie ist, nach
Frisco weiterzufahren. Jedenfalls gibt's hier weit und breit kein Radgeschäft. Und wir ha-
ben ohnehin nur noch eine Woche zu fahren.
Nachdem wir zu Mittag in einem kleinen Restaurant am Straßenrand Pastrami-Sandwi-
ches verspeist haben, überrascht uns plötzlich ein seltsamer Wolkenbruch: Starker Wind,
ansatzlos und unvorhersehbar aus dem Nichts, peitscht uns die Wassertropfen wie Nadeln
um die Ohren. Nach fünf Minuten ist alles wieder vorbei.
Ich hab ein faustgroßes, wunderschönes Stück schwarz-roten Obsidian gefunden, das
Stefan, trotz Größe und Gewicht, mitnehmen will. Ah ja, und dann hätte ich mich heute bei-
nahe mit meinem ersten Autofahrer geschlagen, der mich auf menschenleerer Straße hu-
pend und gestikulierend angepöbelt hat, weil ich in der Mitte der Fahrspur unterwegs war,
und dem ich dafür meinen gestreckten rechten Mittelfinger zeigen musste. Er ist dann gut
zwei Minuten im Schrittempo vor mir hergefahren und hat offenbar überlegt, ob er mir für
diese unfreundliche Geste eine knallen soll (und was dabei für ihn zu holen wäre).
Wahrscheinlich hat er seine Schrotflinte nicht gefunden …
An der Grenze zu Kalifornien gibt's Fahrzeugkontrolle: Wie an einer Staatsgrenze wird
jedes Vehikel einzeln angehalten. Sehen will man allerdings weder unsere Reisepässe noch
die selbst gedruckten Dollarscheine oder unsere gefälschten Beachboys-CDs, die wir am
Strand von Malibu verkaufen wollten. Es geht um Gemüse! Lebensgefährliche Petersilie,
tödlichen Kohlrabi, Fleisch fressende Zucchini. All dies und jede noch so ungefährliche
Abart davon darf nicht nach Kalifornien.
„No Grünzeug!“, herrscht uns die Zöllnerin von ihrer Kabine aus an. - „Was??“ - „No
Grünzeug into California!!!“ Ach so. Wir hatten wohl ein bisschen Petersilie in den Ohren.
- Passieren dürfen wir trotzdem.
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