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wie das Tryptichon „Maria im bren-
nenden Dornbusch“ von Nicolas Fro-
ment (Aix-en-Provence).
Auch die Blütezeit der Nizzaer Schu-
le begann um die Mitte des 15. Jh. und
dauerte rund hundert Jahre. Als ihr Be-
gründer und bedeutendster Vertreter
gilt Louis Bréa (um 1440-1522/23),
der auch der „provenzalische Fra An-
gelico“ genannt wurde, obwohl nur
bedingt vergleichbar mit dem Meister
von San Marco in Florenz. In ihrer
Frühzeit war die Nizzaer Schule noch
ganz der Gotik verhaftet, wurde aber
später von der italienischen Renais-
sance beeinflusst.
Zum Beispiel im Franziskanerklos-
ter von Nizza-Cimiez können drei be-
deutende Werke Bréas bewundert
werden, an denen diese Entwicklung
sichtbar wird: Während die „Pietà“
von 1475 aus seiner frühen Periode
stammt, entstand das Altarbild mit der
Kreuzigung Christi deutlich später,
1512. Bréa hat sich hier vom Stil der
Gotik entfernt und die perspektivische
Landschaftsdarstellung für sich ent-
deckt. Auch die „Kreuzabnahme“, bei
deren Ausführung der Maler sich
wahrscheinlich von seinem Bruder An-
toine helfen ließ, zeigt bereits Anklän-
ge des Renaissance-Stils.
1486 wurde die Provence offiziell
mit Frankreich vereinigt; im darauf fol-
genden Jahrhundert bildete sich die
französische Form des Feudalismus
heraus, und das Parlament von Aix
entstand. Für die Bautätigkeit verhieß
dies nichts Gutes, lag doch das
Machtzentrum weit entfernt im Nor-
den, und so hinterließ die große eu-
ropäische Bewegung des Humanis-
mus hier recht späte und nur wenige
Spuren. Dennoch ist dies die Zeit, in
der auch in der Provence aus Burgen
Schlösser wurden. Schöne Châteaux
demonstrieren das neue Lebensgefühl
und die antikisierende Formgestal-
tung.
Die Klassik, die französische Form
des europäischen Barock, ist der Bau-
stil des Absolutismus und Ausdruck
seines Lebensgefühls. Vor allem ging
es dabei um Macht und um das Be-
dürfnis, diese zur Schau zu stellen. Aus
den mittelalterlichen Burgen wurden
jetzt Schlösser, wobei deren Architek-
tur immer auch eine gewisse Strenge
der Formen bewahrte, die sich vor al-
lem in der Symmetrie zeigte, einem
Bild für die göttliche Ordnung.
Von dieser Lebenskunst des 17. und
18. Jh. zeugen in der Provence die vie-
len Hôtels particuliers, jene Stadt-
paläste des Adels, die - bei aller
Schönheit - einzeln nur wie ein
schwacher Abglanz Versailles' wirken.
Die hervorragendsten Zeugnisse die-
ser Stilrichtung finden sich in der Alt-
stadt von Aix-en-Provence, vereinzelt
auch anderswo, z.B. in der Altstadt
von Nizza.
Hier, im äußersten Südosten Frank-
reichs, entwickelte sich im Bereich der
Sakralbauten ein Stil, den man mit gu-
tem Recht barock nennen darf. Denn
die Grafschaft Nizza war damals
nicht Teil Frankreichs, sondern gehör-
te zum Haus Savoyen und wurde folg-
lich mehr vom heutigen italienischen
Kulturkreis bestimmt. Beispiele dafür
sind die Kathedrale Sainte-Réparate in
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