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tung. Diese friedliche Phase währte je-
doch nicht allzu lange. Bereits Mitte
der 1930er Jahre häuften sich wieder
Massenstreiks und Demonstrationen,
vor allem in Marseille und Toulon.
Mittlerweile herrschte die Volksfront-
regierung, doch auch deren Scheitern
und der neuerliche, nun konservative
Umschwung konnten die Ruhe in der
Provence nicht komplett wiederher-
stellen.
Die französische Politik stand immer
mehr im Zeichen der Bedrohung
durch Hitler-Deutschland. Schon seit
der Machtergreifung der Nazis war
die Provence in besonderer Weise be-
rührt worden. Von 1933 an zog es
nämlich Emigranten aus Deutschland
hierher, darunter bekannte Intellek-
tuelle wie Thomas Mann und Bert
Brecht. Als der Zweite Weltkrieg be-
gann, wurde es für diese Flüchtlinge
gefährlich. Denn obgleich als Antifa-
schisten bekannt, behandelte man sie
vornehmlich als Deutsche und steckte
sie - etwa Lion Feuchtwanger - mitun-
ter zusammen mit deutschen Nazis in
Internierungslager wie jenes von Les
Milles bei Aix, während im Norden
schon die deutsche Wehrmacht vor-
rückte (siehe dazu auch den Exkurs
„Sanary-sur-Mer - Hauptstadt der
deutschen Literatur“ im Kapitel „Tou-
lon und die westliche Côte d'Azur“).
Als Frankreich 1940 geteilt wurde in
eine nördliche, von Deutschland be-
setzte, und eine südliche, nur formell
unabhängige und von Vichy aus ver-
waltete Zone, mussten die Emigranten
in der Provence sogar mit ihrer Auslie-
ferung an Deutschland rechnen. Mar-
seille wurde zum Sammelbecken all
jener, die das Land in letzter Minute zu
verlassen versuchten. Viele von ihnen
haben ihre dramatischen Erlebnisse
aufgeschrieben in dieser Provence, die
vom Land der Hoffnung zum Ver-
hängnis wurde und manchem zum un-
entrinnbaren Gefängnis, z.B. Alma
Mahler-Werfel oder Anna Seghers in
ihrem Roman „Transit“. Helfer für vie-
le, etwa für Heinrich Mann und seinen
Neffen Golo, wurde der Amerikaner
Varian Fry, der ebenfalls in „Ausliefe-
rung auf Verlangen“ seine Erlebnisse
niedergeschrieben hat.
Die Befreiung der Provence, be-
setzt von der deutschen Wehrmacht
seit 1942, begann am 15. August
1944, als die amerikanischen und freie
französische Truppen an der Küste des
Var landeten und in weniger als einer
Woche das Rhônetal erreichten. Grö-
ßere Kämpfe gab es vor allem in Mar-
seille, aber auch in Toulon, wo sich
schon 1942 ein Teil der französischen
Flotte selbst versenkt hatte. Diesen
Städten sieht man bis heute die Zer-
störungen des Zweiten Weltkriegs an,
aber man sollte auch nicht vergessen,
dass sogar der schmucke Hafen von
Saint-Tropez teilweise ein Wiederauf-
bau ist, wurde er doch noch kurz vor
der Befreiung von der deutschen
Wehrmacht gesprengt.
Öffnung für den Massentourismus
Nach dem Zweiten Weltkrieg brach
nun erst wirklich das Zeitalter des
sommerlichen Massentourismus an
der Côte d'Azur an. Hilfreich war da-
bei nicht zuletzt die Verbesserung der
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