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guts sowie der hohen kirchlichen Äm-
ter. Zwischen 1010 und 1030 führten
die Unabhängigkeitsbestrebungen der
Châteaurenards, der Baux und der Fos
zu Turbulenzen in der Provence, die
von der Kirche geschlichtet wurden.
Um die Wende vom 11. zum 12. Jh.
hinterließen die ersten Grafenge-
schlechter, die Familien Bosos und
Wilhelms, bald nur noch Töchter. Die-
se Erbinnen übertrugen ihre Rechte
durch Heirat an die Grafen von Tou-
louse und Barcelona. 1125 kam es zu
einem Teilungsvertrag; dieser sprach
den Katalanen alle Gebiete zwischen
Rhône, Durance, den Alpen und dem
Meer zu (Comté de Provence), den
Tolesanern die Länder nördlich der
Durance und östlich der Rhône (Mar-
quisat de Provence; 1271 schon fielen
diese Gebiete an die französische
Krone).
Die Machtstreitigkeiten zwischen
diesen Häusern konnten der Region
zu dieser Zeit nicht wirklich etwas an-
haben: Das 12. Jh. bescherte ihr eine
Blütezeit, nur vergleichbar mit der der
Antoninischen Ära im 2. Jh. n. Chr.
Neue Erfindungen und Urbarmachun-
gen entwickelten die Landwirtschaft
entscheidend fort. Die Bevölkerung
wuchs. Entsprechend vergrößerten
sich auch die Städte, Wirtschaft, Han-
del und Kultur blühten. Vor allem die
Dichtkunst: An den Höfen lauschte
man der Lyrik der Troubadoure, ei-
nem Fundament der europäischen
Dichtung, die vor allem vom Ritter-
tum getragen wurde.
Ihm und dem aufstrebenden Bür-
gertum
Selbstbewusstsein. Diese Entwicklung
gipfelte in der Einrichtung kommuna-
ler Selbstverwaltungen, deren Basis
das Römische Recht bildete. Das so
genannte Konsulat ist belegt für Avi-
gnon 1129, Arles 1131, Tarascon, Niz-
za und Grasse zwischen 1140 und
1155 und Marseille 1178.
Diese Emanzipation ist sicher auch
als Gegenreaktion auf die Gregoriani-
sche Reform zu sehen, die epochale
Kirchenreform Gregors VII. Damit hat-
te sich die Kirche nicht nur von dem
Einfluss der provenzalischen Grafen
befreit, sondern verfocht mit Vehe-
menz ihre Rechte und trieb vor allem
rigoros den unliebsamen Kirchen-
zehnt ein. Überhaupt war die Kirche
zu dieser Zeit ungeheuer reich gewor-
den, was sich in einem Bauboom nie-
derschlug, der seinesgleichen sucht.
Die romanischen Kirchen und Klöster
sind bis heute Zeugen dieser großen
Blütezeit.
Eine neue monastische Bewegung,
ausgehend von Cluny, führte zur Grün-
dung des Klosters Montmajour bei Ar-
les und zu einer Belebung von Saint-
Victor in Marseille. Die zivilisatorische
Leistung der Mönche ist nicht zu un-
terschätzen. Die Benediktiner von
Montmajour bemühten sich zum Bei-
spiel um die Trockenlegung der Sümp-
fe in der nördlichen Camargue. Mont-
majour und Arles waren auch beliebte
Stationen auf der berühmten Pilger-
straße nach Santiago de Composte-
la im Nordwesten Spaniens.
Das Monument „Nizza wird französisch“
an der Promenade des Anglais
gab der Reichtum neues
 
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