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und Vorräte zu horten. Vor allem aber
waren sie sesshaft und betrachteten
ihr Land als unantastbares Eigentum.
Und die Hirten waren zwar Nomaden,
wollten aber ihre Herden von nieman-
dem bedroht sehen. Die Jägerstäm-
me, die dagegen bisher kein und zu-
gleich alles Land besaßen, wichen vor
den Vertretern der neuen Kultur
zurück.
Die völlige Durchsetzung der neuen
Kultur dauerte lange, etwa 4000 Jahre,
aber schließlich erwies sie sich doch
als überlegen. Die zahlreichen Mega-
lithgräber (Grabbauten aus großen
Steinblöcken) zeugen von einer diffe-
renzierten Kultur: Das größte von ih-
nen ist der Dolmen (ein tischförmiges
Steingrab) Pierre de la Fée bei Dra-
guignan. Daneben hat man zahlreiche
Grabkammern und -gewölbe gefun-
den, unter ihnen die leider nicht zu-
gängliche 42 Meter lange Feengrotte
bei Arles. Bei Châteauneuf-lès-Marti-
gues entdeckte man zudem die welt-
weit ältesten Überreste von domesti-
zierten Schafen. Die Provence beher-
bergt auch die frühesten Keramikfun-
de Westeuropas, und man weiß, dass
ihre Bewohner recht bald die Korb-
flechterei und die Technik des Webens
erlernten.
In die Epoche des späten Neolithi-
kums fallen die ältesten Felszeichnun-
gen im berühmten Vallée des Mer-
veilles in den Seealpen (um 3000
v. Chr.). Die meisten Gravuren in die-
sem „Tal der Wunder“ jedoch, die viel-
fach einen Stiergott oder die Mutter
Erde darstellen, entstanden in der
frühen Bronzezeit (ca. 2000-1700
v. Chr.). Der Mont Bégo war wahr-
scheinlich jahrhundertelang ein be-
deutendes Kultzentrum unter freiem
Himmel. Forscher vermuten hinter
den rund 40.000 Zeichen sogar eine
Symbolsprache, deren Entschlüsse-
lung Antwort auf viele Fragen geben
könnte.
Bis Metalle wie Kupfer und Bronze
sich allgemein in Südfrankreich durch-
setzten, vergingen mehrere Jahrhun-
derte. Wahrscheinlich lässt sich von
daher der Name der Ligurer erklären.
So nämlich nannten die Schriftsteller
der Antike all jene Stämme westlich
der Seealpen, die in ihren Augen Bar-
baren waren. Die Bezeichnung be-
zieht sich wohl weniger auf einen
Stammesnamen als auf ihre Kulturstu-
fe und soziale Ordnung, deutlich un-
terlegen gegenüber der Kultur der öst-
lichen Mittelmeervölker, in der sich die
Metalle bereits vollständig durchge-
setzt hatten. Die Ligurer waren in der
gesamtem Provence ansässig und
richteten sich an günstigen Stellen Zu-
fluchtsorte ein. Diese waren notwen-
dig geworden, weil der Handel mit
Metallen auch die Gefahr von Raub
und Krieg mit sich brachte.
Nach diesen Ureinwohnern kamen
die durch Europa ziehenden Kelten
ins Land, die sich anscheinend fried-
lich mit ihnen vermischten. Die so seit
etwa dem 6. Jh. v. Chr. und besonders
im 4. Jh. v. Chr. entstandene Mischbe-
völkerung nennt man darum keltoligu-
risch. Die Keltoligurer organisierten
sich in Konföderationen, und ihre von
kriegerischen Idealen geprägte Gesell-
schaft war streng hierarchisch geglie-
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