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und der Poesie, im Grunde allen
künstlerischen Schaffens. Dieses Em-
blem übernahmen im 19. Jh. Frédéric
Mistral und der Dichterbund des Féli-
brige, die Verfechter der provenzali-
schen Sprache und Tradition. Die Zi-
kade wurde zu einer der Insignien der
Félibres, und Mistrals Exlibris waren
stets mit einer stilisierten Zikade ge-
schmückt und dem schönen Satz: Lou
soulèu me fai canta - „Die Sonne lässt
mich singen.“
Doch was den Tod der Olivenwirtschaft zu
besiegeln schien, leitete ihre Renaissance
ein. Die Bauern erkämpften sich Zuschüs-
se und modernisierten Anbau und Ver-
marktung. Heute ernten in 13 Départe-
ments etwa 37.000 Betriebe von 3,7 Millio-
nen Ölbäumen. Es ist dies zwar gerade ein-
mal ein halbes Prozent der weltweiten Er-
zeugung, aber die französischen Öle sind
Qualitätsprodukte, die im Export hohe Prei-
se erzielen.
Dennoch wird sich kein Bauer aus wirt-
schaftlichen Gründen zum Olivenanbau
entschließen. Passion gehört dazu, wie
stets übrigens, wenn es in der Provence um
Ernährung geht. Das Traditionsbewusst-
sein findet sich auf die Spitze getrieben in
diesem Metier, wo im Wesentlichen gear-
beitet wird wie vor Jahrhunderten. Der im-
mergrüne, der göttliche Baum, der die
Landschaft des Midi prägt, ist ein zentrales
Symbol der Bibel wie des Korans, und mit
Henri Bosco glauben viele Bauern, von
ihren Bäumen geliebt zu werden.
Fünf Kilo Oliven braucht es, um in der
ersten, kalten Pressung einen Liter Öl zu
produzieren. Innerhalb dieser „jungfräuli-
chen“ Öle gibt es Abstufungen: Vierge
courante oder semi-fine, dann, hochwerti-
ger, Vierge fine, schließlich das edle Vierge
extra. In Nyons reifen sogar, wie beim
Wein, Oliven einer Appellation d'Origine
Controlée entgegen. Olivenöl ist das einzi-
ge Öl, das direkt aus einer frischen, unver-
änderten Frucht entsteht - nicht wir ma-
chen das Öl, sagen deshalb manche Bau-
ern, Gott und die Natur selbst machen es.
2007 wurde die Appellation d'Origine
Controlée (AOC, kontrollierte Herkunfts-
bezeichnung) für Olivenöl der Provence
eingeführt. Sie umfasst die vier Départe-
ments Vaucluse, Bouches-du-Rhône, Var
und Alpes-de-Haute-Provence.
Syndicat AOC Huile d'olive de Proven-
ce, Maison des Agriculteurs, 22, Avenue
Henri Pontier, 13626 Aix-en-Provence Cé-
dex 1.
Buchtipp: Jacques Bonnadier, „Cantate
de l'Huile d'Olive“, 1989. Ein informatives
Büchlein über die Olive.
Natur- und
Umweltschutz
Die immer stärkere Ausweitung des
Tourismus seit dem vergangenen Jahr-
hundert hat natürlich ihren Preis. Ins-
besondere an den am stärksten fre-
quentierten Küstenabschnitten der
Côte d'Azur wie der Gegend von Can-
nes bis Menton sind die Schäden an
der Natur mehr als augenfällig. Selbst
wenn die Franzosen im Vergleich zu
den Deutschen nicht gerade als Vor-
reiter der Umweltschutz- und Bio-Wel-
le gelten, hat der Staat doch immerhin
bereits seit den 1960er Jahren Maß-
nahmen ergriffen, um die Landschafts-
zerstörung aufzuhalten.
Schutzgebiete
Insbesondere die Einrichtung von
Schutzzonen ist hier zu erwähnen, von
Nationalparks und regionalen Na-
turparks. Heute sind fast 10 % des
französischen Territoriums als geschütz-
te Zonen deklariert, ein Anfang ist also
 
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