Travel Reference
In-Depth Information
Tausende von Nelken angepflanzt. Sie
bilden die hauptsächliche Schnittblu-
menproduktion der Alpes Maritimes
und dominieren das Angebot auf dem
Nizzaer Blumenmarkt.
Was die Tierwelt des Reisegebietes
angeht, so sei an dieser Stelle auf die
entsprechenden Passagen in den Orts-
kapiteln verwiesen: Artenreich sind
vor allem das Mauren-Gebirge und die
Seealpen, dort insbesondere die Kern-
zone des Mercantour-Nationalparks.
Ein Tier, ein kleines zwar, aber ein
sehr symbolträchtiges, sei an dieser
Stelle in aller Ausführlichkeit beschrie-
ben: die Zikade (la cigale). Kein Som-
mertag in Frankreichs Süden ist vor-
stellbar ohne ihren Gesang . Mit rhyth-
mischer Kraft und verwirrender Har-
monie erfüllt er die heiße Luft - was
anderes könnte er sein als ein Liebes-
gesang? Es sind die Männchen, die
dieses Konzert anstimmen, um die
Weibchen herbeizulocken. Zu allein
diesem Zweck sitzt an ihrem Hinter-
leib ein hoch entwickelter Apparat,
einzigartig in der Tierwelt. Er besteht
vor allem aus zwei Membranen, den
Zimbeln, von denen jede mit einem
starken Muskel verbunden ist. Durch
deren ungeheuer schnelle Bewegung
- 300- bis 900-mal in der Sekunde -
verformen sich die Zimbeln, und es
entsteht ein klackender Laut: Genau
genommen ist der „Gesang“ der Zika-
den also nur ein akustisches Signal, da
es kein regelrechtes Stimmorgan gibt.
Obgleich stets präsent durch seinen
Klang, bekommt man dieses maximal
35 Millimeter große, scheue und gut
getarnte Insekt kaum je zu Gesicht.
Die Larven wachsen völlig allein, noch
dazu blind und unter der Erde auf; ei-
ne Zeit, die mindestens zwei Jahre
dauert. Das erwachsene Tier lebt nur
ganze zwei bis drei Wochen zwischen
Mitte Juni und Mitte August. Zikaden
- es gibt in Frankreich übrigens 15 Ar-
ten - beginnen erst zu „singen“, wenn
es mindestens 22°C warm ist, beson-
ders lieben sie die heißesten Stunden
des Tages und die ungeschützt der
Sonne ausgesetzte Landschaft der
Garrigue bzw. Macchia.
Die merkwürdigen, faszinierenden
Tiere sind so zu einem Symbol gewor-
den für die Sonne, den Süden, die Pro-
vence. Doch schon in alten Zeiten zog
die Zikade das Interesse der Men-
schen auf sich: Die Griechen zum Bei-
spiel fingen Zikaden in Käfige ein, um
ihrem „Gesang“ zur Zerstreuung lau-
schen zu können. Und bei Platon heißt
es, die Zikaden seien ursprünglich
Menschen gewesen, die - als die Mu-
sen die Musik erfunden hatten - zu
singen begannen, bis sie daran star-
ben. Aus diesen Menschen erwuchs
die Rasse der Zikaden, denen die Mu-
sen die Fähigkeit gaben, ohne Essen
und Trinken zu leben. Wenn sie star-
ben, kehrten sie zu den Musen zurück
und berichteten ihnen, wer auf Erden
sie ehrte. Die merkwürdige Eigen-
schaft, ohne Nahrung existieren zu
können, geht auf das wirkliche Verhal-
ten der Zikaden zurück: Sie ernähren
sich nur vom Saft der Pflanzen, den sie
überall finden.
Leicht verständlich ist daher, dass
die Griechen die Zikade zum Symbol
der Musik machten, auch der Kunst
Search WWH ::




Custom Search