Travel Reference
In-Depth Information
Überblick
das besser beschrieben als Jean Gio-
no, der Schriftsteller aus Manosque,
der auf seinen Streifzügen durch das
Hochland die ehrlichen, gläubigen,
tiefen Charaktere seiner Romane fand.
Streifzüge durch die Natur seien
auch dem Reisenden empfohlen,
denn der Zugang zur Hochprovence
erschließt sich nicht leicht. Vielerorts
fehlt eine touristische Infrastruktur und
die Hochprovence ist ein verschlosse-
ner Landstrich geblieben, dem die
Leichtigkeit der Küsten ganz und gar
abgeht, eine Gegend für Menschen,
die Einsamkeit suchen und Ruhe, die
Zeit und Geduld haben, eine Land-
schaft zu erwandern, nicht programm-
gemäß abzuhandeln. Zum Teil gilt dies
sogar für das touristische Highlight der
Gegend, den Grand Canyon du Ver-
don, dessen Dörfer an den Rändern
zwar lebhaft sind, wo aber eine Wan-
derung durch die Schluchten immer
noch am besten verdeutlicht, welch
raue Natur die Haute Provence prägt.
Die Hochprovence (Haute Provence)
ist eine Landschaft für sich, einsam
und herb, mit keiner anderen im fran-
zösischen Süden vergleichbar. Das ist
nicht mehr jener kultivierte, in immer
neue Einheiten gegliederte, durch Zy-
pressenhecken, Olivenhaine und Wein-
berge bestimmte Garten. Nichts von
alledem gedeiht im rauen Klima der
Bergketten. Stattdessen finden wir
hier eine Natur von ungeheurer Weite
und Größe, endlose Lavendelfelder,
Hügel und Bergkämme, auf denen nur
Schafherden umherziehen, riesige Wäl-
der, die in kahle Gipfel übergehen.
Die Dörfer bleiben klein, viele sind
nie über die Größe eines Weilers hi-
nausgewachsen, andere verfallen, vor
Jahrzehnten schon verlassen, einigen
sieht man ihre Armut überdeutlich an.
Für die Bewohner der Küsten sind
die Menschen des Hochlands gavots,
eine Bezeichnung, die ursprünglich
Kröpfe kennzeichnete - Folge der ein-
seitigen Ernährung - die heute aber
allgemein auf diejenigen angewandt
wird, die deutlich höher leben als man
selbst und damit schon einer anderen
Zivilisation zugeschrieben werden.
Für die Hochprovenzalen wiederum
sind gavots die Bewohner der Alpen.
Das ändert nichts daran, dass die
Hochprovence einen anderen Men-
schenschlag hervorbrachte, weniger
urban geprägt als in der übrigen Pro-
vence, konservativer, ohne den auffal-
lenden, mediterranen Drang in den
öffentlichen Raum, so still und ver-
schwiegen wie ihr Land. Niemand hat
Manosque
Es war in den 1960er Jahren, als sich
Jean Giono, der große Sohn der
Stadt, zu einer wichtigen Entscheidung
gezwungen sah: Er drehte seinen
Schreibtisch herum. All die Jahre hatte
er tagaus, tagein hinter dem hölzernen
Pult gesessen und in seiner ordent-
lichen, regelmäßigen Schrift Romane
zu Papier gebracht, immer die Heimat-
stadt im Blick. Doch was er sah, ärger-
Search WWH ::




Custom Search