Travel Reference
In-Depth Information
Natürlich kamen, nachdem man or-
dentlich die Werbetrommel gerührt
hatte, mit der Zeit immer mehr Pilger
nach Saint-Maximin. Die ursprüngli-
che romanische Kirche wurde bald zu
klein. So befahl Charles II. den Bau ei-
ner neuen, viel größeren Kirche samt
eines Klosters. Papst Bonifazius VIII.
stimmte zu. Der Bau der Basilika be-
gann 1295, er sollte mehr als 250 Jah-
re dauern und - leider - nie vollendet
werden.
Die Ausstattung und das Mobilar
der Basilika kamen zumeist in späterer
Zeit hinzu und sind zum Teil sehr
prächtig. Hervorzuheben ist eine höl-
zerne Kanzel aus dem 17. Jh. mit kunst-
vollen Schnitzereien, die Szenen aus
der Bibel darstellen. Außerdem sollte
man einen Blick auf die Altarbilder des
Antoine Ronzen von 1520 werfen: Sie
zeigen die Passionsgeschichte zum
Teil vermischt mit regionalen Motiven
wie dem Papstpalast von Avignon.
Was die Reliquien der heiligen Ma-
ria Magdalena angeht, so wurden sie
den Dominikanern anvertraut, die bis
1957 im angrenzenden Kloster blie-
ben. Heute sind in der Krypta vier
frühchristliche Sarkophage aus dem 4.
und 5. Jh. zu sehen. Derjenige, der die
Überreste Maria Magdalenas enthal-
ten soll, besteht aus sehr feinem Mar-
mor, gewonnen aus Steinbrüchen in
der Nähe von Konstantinopel (Istan-
bul). Kunsthistoriker vermuten daher,
dass der Sarkophag aus Rom stammt.
In einem Reliquenkasten aus vergolde-
tem Silber wird zusätzlich der mut-
maßliche Schädel der Heiligen aufbe-
wahrt.
In den anderen drei Sarkophagen ru-
hen die heiligen Maximin und Sido-
nius sowie die Gefährtinnen Maria
Magdalenas Marcella und Susanne.
Beim Verlassen der Kirche fällt über
dem Haupttor schließlich die schöne
Orgel auf: Ein Dominikanermönch na-
mens Jean-Esprit Isnard baute sie im
Jahr 1773. Sie besteht aus einem dop-
pelten Buffet, vier Klaviaturen und
2960 Pfeifen. Während der Französi-
chen Revolution wurde sie von Lucien
Die Basilika
Steht man auf dem Vorplatz und
wirft einen ersten Blick auf die Kirche,
so wirkt diese seltsam roh und unfer-
tig. Dieser Eindruck täuscht nicht, feh-
len doch tatsächlich bis heute die Fas-
sade nebst Hauptportal, der Glocken-
turm und eine als Säulen-Portikus ge-
plante Vorhalle. Dennoch beeindruckt
der Bau allein aufgrund seiner Dimen-
sionen: Er ist stolze 73 Meter lang,
37 Meter breit und 29 Meter hoch -
man wollte den Pilgern schließlich et-
was bieten!
Innen besteht die Basilika aus einem
Hauptschiff mit neun Quergängen
sowie zwei Seitenschiffen. Die Schön-
heit des Baus und der Raumeindruck
beruhen auf der schmucklosen Stren-
ge und Schlichtheit der Formen. Die
ganze Architektur ist klar gegliedert
und beschränkt sich im wesentlichen
auf notwendige Grundstrukturen. Hier
macht sich einerseits die romanische
Tradition der Provence bemerkbar, an-
dererseits die Einhaltung des einmal
festgelegten Plans während der über-
langen Bauzeit.
 
Search WWH ::




Custom Search