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Von großen und kleinen Weinen
Wie immer, wenn es um Lebenskunst und
Genuss geht, können die Provenzalen auf
eine uralte Tradition zurückblicken, auch
und erst recht beim Wein. Schon die Urein-
wohner kannten ihn, wussten aber noch
nicht so recht damit umzugehen. Auf die
Beschneidung des Weinstocks kommt es
an, eine Kunst, die erst die kultivierten
Griechen mitbrachten. Als die Römer ka-
men, fanden sie üppige Weinberge vor und
pflanzten munter weiter, vor allem an der
Küste. Das Kriegsgetöse der einfallenden
Germanen, unbedarft in Sachen Wein,
eben „barbarisch“, leitete den Niedergang
auch dieses Teils der mediterranen Zivilisa-
tion ein.
Im Mittelalter trugen Klöster und Abteien
an vielen Orten der Provence zur Erneue-
rung des Weinbaus bei. Die Abteien von
Saint-Victor in Marseille, Silvacane im Lu-
beron, Le Thoronet im Var und auf den
Lérins-Inseln vor Cannes waren bedeuten-
de Wirtschaftsfaktoren, bei denen der
Wein in hohem Maße zum Einkommen
beitrug. Mit den Päpsten, die im 14. Jh.
ihren Sitz in Avignon hatten, kam außer-
dem eine Clique wahrer Bonvivants an die
Rhône. Enthaltsamkeit war ihre Sache
nicht, und den berühmten Vignoble von
Châteauneuf nahm der Pontifex maximus
sogar persönlich in Beschlag und schlug
hier seinen Landsitz auf.
König René aus dem Hause Anjou
(1434-80) verdiente sich bei den Provenz-
alen den Zusatz „der Gute“ nicht zuletzt
deshalb, weil er ein großer Freund und För-
derer des Weins war. Er hegte nicht nur ein
Weingut in der Nähe seiner Residenz Aix,
sondern förderte auch Weinhandel und
-produktion und führte die Muskatellertrau-
be in der Provence ein. Als einziger Gegner
trat ihm - viel später allerdings, im 19. Jh. -
die Reblaus entgegen, die sich gewaltig
vermehrte und noch gewaltiger fraß, bis die
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