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sorgen. An diesem Teil der Küste aber war
das Leben einfach und kostete nicht viel.
„Riviera und Côte d'Azur“, schrieb Marcu-
se, „klingt viel zu großspurig für unser un-
scheinbares Asyl“. Nie wieder habe er „so
gut und so eintönig und so billig gegessen“.
Ein Großteil derjenigen, die sich in dieser
Ecke des Var aufhielten, kam irgendwie zu-
recht und konnte Frankreich rechtzeitig vor
Kriegsbeginn verlassen. Die meisten emi-
grierten in die Vereinigten Staaten. Andere
- wie Feuchtwanger, Franz Hessel, Alfred
Kantorowicz und Walter Hasenclever -
wurden ab 1939 als so genannte „feindli-
che Ausländer“ im Lager Les Milles bei Aix-
en-Provence interniert. Bedroht von der
Auslieferung an die vorrückende deutsche
Besatzungsmacht und der Deportation
nach Osten, setzten sie alles daran, das für
sie feindlich gewordene Asyl-Land Frank-
reich zu verlassen. Feuchtwanger, dem
schließlich eine spektakuläre Flucht als Frau
verkleidet gelang, hat seine Erlebnisse in
dem Buch „Der Teufel in Frankreich“ nie-
dergelegt (siehe auch die Literaturhinweise
im Anhang.)
Seit 1987 gibt es in Sanary eine Tafel am
Hafen, die die Erinnerung an die berühm-
ten deutschen Gäste wach hält. Auf ihr sind
insgesamt 36 Namen verzeichnet, wobei
dies natürlich nur die bekanntesten sind.
Für besonders Interessierte hat die Stadt
Sanary in Zusammenarbeit mit dem Co-
mité départemental du Tourisme eine Bro-
schüre herausgegeben, die weitere Erinne-
rungsorte aufführt und auch umfangreiche
Texte auf Deutsch enthält. Unter anderem
weist sie den Weg zum Hafen-Café „Witwe
Schwab“, heute Le Nautique, dann zu je-
nem Turm über dem Hafen, wo Franz Wer-
fel und Alma Mahler-Werfel 1938 bis 1940
wohnten, und schließlich auch zum Hôtel
de la Tour, wo Thomas Mann von Juni bis
September 1933 logierte und an seiner Jo-
seph-Trilogie arbeitete. Der Nobelpreisträ-
ger soll zunächst wenig Begeisterung für
den „überblauen Wonnesüden“ gezeigt
haben, schrieb aber später an Meier-Grae-
fe: „Wir denken oft und dankbar an Sanary
zurück. Oft denke ich, dass man sich dort
ein Häuschen bauen und sein Leben be-
schließen sollte.“
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