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führen. Weiter ausgebaut unter Hen-
ri IV., erreichten Stadt und Hafen ihre
größte Bedeutung unter Ludwig XIV.
am Ende des 17. Jh.
Der Sonnenkönig machte Toulon
zum wichtigsten Kriegshafen seines
Reiches, ließ ihn von dem Verteidi-
gungs-Architekten Vauban erweitern
und befestigen ( Darse Vauban und
Darse Neuve ) und bestimmte, dass
von dort die Galeeren in See stechen
sollten (siehe Exkurs).
Während der französischen Revolu-
tion blieb Toulon royalistisch und pak-
tierte mit den Engländern. Napoléon
Bonaparte bestrafte die Stadt dafür
mit dem Verlust ihres Namens - sie
hieß jetzt Port-de-la-Montagne - und
dem Verlust der Präfektur. Bonaparte
verzieh den Toulonaisern jedoch bald
und richtete hier ebenfalls seinen
Haupt-Kriegshafen ein. Nicht nur sei-
ne Expedition nach Ägypten (1798)
nahm hier ihren Anfang, sondern spä-
ter noch viele andere französische Er-
oberungszüge nach Übersee, z.B. nach
Algerien im Jahr 1830.
Mitte des 19. Jh. machte ein gewis-
ser Baron Haussmann von sich re-
den, heute bekannt vor allem durch
sein Mitwirken am Stadtbild von Paris.
Damals Präfekt des Var, beauftragte
Napoléon III. ihn mit dem Bau eines
neuen Stadtteils von Toulon. So ent-
stand die Haute Ville mit ihren schö-
nen Patrizierhäusern, der Oper und
dem Boulevard de Strassbourg.
Während des Zweiten Weltkriegs
erlebte die Stadt eine besondere Kata-
strophe: 1942, während die deutschen
Truppen näher rückten, versenkte sich
Die Galeeren und das
„Bagno“ von Toulon
In Frankreich wurden ab 1560 Straftäter
zur Zwangsarbeit auf Galeeren verur-
teilt. Fast 200 Jahre lang blieb diese Pra-
xis erhalten, Schiffe mit Hilfe von ange-
ketteten und durch Peitschenhiebe gepei-
nigte Männer anzutreiben. Als die Ga-
leeren ausgedient hatten, mussten die
Gefangenen Zwangsarbeit in den Häfen
leisten.
In Toulon wurde 1748 das berüchtigte
„Bagno“ (frz. Bagne ) eingerichtet, ein
Zuchthaus, von dem aus der Schriftstel-
ler Victor Hugo seine Figur Jean Valjean
im Roman „Les Misérables“ fliehen ließ
(1862).
Besonders unmenschlich war, dass das
Elend der Sträflinge von jedermann „be-
sichtigt“ werden konnte. Das Bagno war
gewissermaßen eine Touristenattraktion,
Gustave Flaubert bemerkte dazu sarkas-
tisch: „Die ehrenhaften Damen kommen
hierher und betrachten sie durch ihre
Lorgnos, um zu sehen, ob es auch wirk-
lich Menschen sind. - Mit der Miene des
braven Bürgers spaziert man hier in wei-
ßen Handschuhen herum.“
Im Verlaufe des 19. Jh. setzte sich eine
neue Form der Strafe durch, die Deporta-
tion nach Neu-Kaledonien oder Fran-
zösisch-Guyana. Erst 1878 wurde das
Zuchthaus am Hafen von Toulon endgül-
tig geschlossen.
Besichtigung: Das Arsenal, auf dem
sich das Bagno einst befand, ist für die
Öffentlichkeit nicht zugänglich, es kann
nur vom Boot aus besichtigt werden. Die
Geschichte der Sträflinge ist im Marine-
Museum am Hafen dokumentiert (s.u.).
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